Planet der Stürme

Планета бурь (Planeta Bur, UdSSR 1962)

 

Regie: Pawel Kluschanzew

Drehbuch: Pawel Kluschanzew, Alexander Kasanzew

Darsteller: Wladimir Jemeljanow (Ilja Werschinin), Kjunna Ignatowa (Mascha Iwanowa), Georgi Schschonow (Roman Bobrow), Gennadi Wernow (Aljoscha), Juri Saranzew (Iwan Schtscherba), Georgi Teich (Allan Kern)

Produzenten: L. Presnjakowa, Wladimir Jemeljanow

Company: Studio für populärwissenschaftliche Filme Leningrad (= Lennauchfilm). Laufzeit: 78 Min. (deutsche Fassung: 72 Min.); Farbe

Premiere: 14. April 1962 (UdSSR); 28. September 1962 (DDR)

 

Als erste bemannte Forschungsexpedition zur Venus fliegen drei sowjetische Raumschiffe durchs All. Kurz vor ihrem Ziel wird eines der Schiffe, die Capella, von einem Asteroiden getroffen und vernichtet. Die Kosmonauten auf der Wega und der Sirius entschließen sich nach langer Überlegung, die Expedition weiter durchzuführen und nicht viele Monate auf das Ersatzschiff Arktur zu warten, das ihnen von der Erde in Aussicht gestellt wurde. Der Kommandant der Wega Iwan Schtscherba, der Ingenieur Allan Kern sowie der Roboter „John“ brechen mit einem Raumgleiter auf, um auf der von dichten Wolken verhüllten Venus zu landen, während die Wega mit der einzigen Frau der Expedition Mascha Iwanowa im Orbit zurückbleibt. Als beim schwierigen Landeanflug der Funkkontakt zum Raumgleiter plötzlich abbricht, fliegt die Sirius hinterher und landet ebenfalls auf der Venus, um die Kameraden vom Raumgleiter zu retten.

 

Die Venus präsentiert sich als eine steinige Geröllwüste, die jedoch keineswegs unbewohnt ist: Die Kosmonauten stoßen auf fleischfressende, tentakelbewehrte Riesenpflanzen, gefährliche, mannshohe Reptilienwesen und giganti­sche Dinosaurier. Zudem hören sie immer wieder unheimliche Sirenengesänge, deren Ursprung sie nicht ausmachen können. Auf ihrem kilometerlangen Weg zu ihren Kameraden müssen sie mit ihrem Flugauto ein Meer überqueren und werden dabei von einem Flugsaurier attackiert. Die Kosmonauten sind gezwungen, mit ihrem Gefährt zu tauchen. Auf dem Meeresgrund, auf dem dem üppige Meerespflanzen und eine vielfältige Fauna gedeiht, entdecken die Forscher Überreste einer alten Stadt – der Beweis, dass es einst intelligentes Leben auf der Venus gegeben haben muss, von dem die Kosmonauten vermuten, dass es einst aus dem Weltall auf der Venus eingewandert sein könnte.

 

Nach einer langen, gefährlichen Odyssee gelingt es der Besatzung der Sirius, endlich die Kameraden von der Wega zu finden und zu retten, die kurz zuvor durch den Lavastrom eines in der Nähe ausgebrochenen Vulkans in tödliche Be­drängnis geraten waren. Zurück am Landeplatz der Sirius, müssen sich die Kosmonauten mit dem Rückstart beeilen, denn starke Regenfälle haben den Boden unter dem Schiff unterspült, und das Schiff droht umzukippen. Als der junge Kosmonaut Aljoscha kurz zuvor noch ein aufgestelltes Wettermessgerät aktivieren will und mit einem Stein, den er vom Meeresgrund mitgenommen hat, die Klappe des Geräts aufstemmen will, zerbricht der Stein, und zum Vorschein kommt das in Marmor gemeißelte feine Antlitz einer Frau. Die Venusier sahen aus wie Menschen! Aljoscha ist begeis­tert von seiner Entdeckung und will auf der Venus bleiben, wird allerdings von seinen Kameraden an Bord gezerrt, und die Sirius startet und lässt die bizarre, unheimliche Welt der Venus hinter sich zurück – auf der sich, nach dem Abflug der Erdenmenschen, eine venusische Frau in weißem Gewand zeigt, die die Arme zum Himmel emporreckt . . .

 

Ein wunderbares Abenteuer auf der Venus

 

In den Fünfziger- und Sechzigerjahren ist in der Sowjetunion eine Reihe sehr schön ausgestatteter und getrickster, in Farbe gedrehter Raumfahrtfilme entstanden, die ästhetisch im Sozialistischen Realismus schwelgen und vor altmodi­scher Raumfahrtromantik nur so strotzen. Der Weg zu den Sternen (1957), Der Himmel ruft (1959), Begegnung im All (1963) und Tumannost Andromedy (1967) zählen zu diesen Filmen. Ein besonders ansprechender Beitrag zu dieser Gruppe ist der vom Studio für populärwissenschaftliche Filme in Leningrad produzierte und von Pawel Kluschanzew (1910–1999) inszenierte Film Planet der Stürme, ein visuell opulentes, auf der Venus spielendes Raumfahrtabenteuer. Klu­schanzew hatte zuvor schon Der Weg zu den Sternen inszeniert, an dem er fast vier Jahre getüftelt hatte. Als 1957 der erfolgreiche Start des Sputnik 1-Satelliten dem Film plötzlich eine unerwartete Aktualität verlieh – sowohl bei den Kulturbehörden, die am propagandistischen Wert des Films interessiert waren, als auch beim Publikum, bei dem der Sputnik-Erfolg ein großes Interesse an der Raumfahrt geschürt hatte –, beeilte sich Kluschanzew, den Film rasch fer­tigzustellen. Der Weg zu den Sternen, der eine glänzende Zukunft der sowjetischen Raumfahrt ausmalt, wurde prompt ein enormer Erfolg.

Szenenfoto aus dem Film "Planet der Stürme" (Planeta Bur, UdSSR 1962)
Werschinin, Aljoscha und Bobrow auf der felsigen Venus

Auch die folgenden sowjetischen Raumfahrtfilme versäumten nicht, die führende Rolle der UdSSR in der noch jungen Raumfahrt plakativ zu betonen und damit ihren propagandistischen Auftrag zu erfüllen. Kluschanzews Planet der Stür­me, gedreht nach einer Erzählung des sowjetischen Science-Fiction-Schriftstellers Alexander Kasanzew (1906–2002), fällt aus diesem Rahmen auffälligerweise heraus. Es gibt zwar eine Szene, in der der Kommandant der Sirius Werschi­nin im Funkgespräch mit der Missionskontrolle auf der Erde betont, dass die Expedition das Vertrauen der Sowjet­union nicht enttäuschen und das sowjetische Volk mit Stolz erfüllen will, und in einer anderen Szene wird der ameri­kanische Teilnehmer der Mission, der Roboterentwickler Kern, als ideologisch rückständig hingestellt, weil er behaup­tet, dass der Mensch seinem innersten Wesen nach ängstlich und selbstsüchtig sei, doch davon abgesehen findet sich nirgends im Film die sonst übliche, dick aufgetragene Sowjetpropaganda.

 

Ob Propaganda oder nicht – Planet der Stürme wurde wie die übrigen sowjetischen Raumfahrtfilme in seiner Heimat ein Kassenschlager. Auch von Aficionados im Westen hat der Film überwiegend wohlmeinende Kritiken erhalten. So ist beispielsweise Phil Hardys Science Fiction Filmenzyklopädie (1998) voll des Lobes über die visuellen Qualitäten des Films, „eine temporeich erzählte Abenteuergeschichte, die mit beträchtlichem Humor erzählt wird“, und erklärt: „Das Ergebnis ist der beste, weil geradlinige und unprätentiöseste Science-Fiction-Film über eine Raumreise, der bislang in der UdSSR gedreht wurde“ (S. 225). Die Science Fiction Encyclopedia sekundierte: „Der beste russische Science-Fiction-Film vor den Siebzigern“, schränkte allerdings ein, dass der Film „wie andere russische Science-Fiction-Filme jener Zeit [ . . . ] stärker im Produktionsdesign als im Plot“ sei. Der Monthly Film Bulletin befand: „Verglichen mit einer amerikanischen Durchschnittsproduktion ist diese russische Space Opera vernünftiger und widerspiegelt mehr echte Science-Fiction, als dies normalerweise der Fall ist“ (zitiert nach Ronald M. Hahn/Volker Jansen, Lexikon des Science Fiction Films, 7. Aufl. 1997, S. 694). Kühler urteilte hingegen John Brosnan in seinem Buch Future Tense (1978): „Die Spe­zialeffekte und Settings auf der Venus sind interessant, aber generell ist der Film langsam, zu dialoglastig und eher stumpf“ (S. 153). Ähnlich distanziert fiel das Urteil des Internationalen Filmlexikons auf Zweitausendeins.de aus, für das der Streifen ein „mäßig unterhaltsamer, anspruchsloser Science-Fiction-Film“ ist, „der seine Geschichte mit unglaubli­cher Naivität erzählt.“

 

Tatsächlich ist der Film nicht wirklich „temporeich“, wie Phil Hardy meint, sondern vielmehr von gemessener, leicht behäbiger Gangart, aber er wirkt auch nicht übermäßig langatmig oder steif, vergleicht man ihn mit anderen, auch westlichen Genrebeiträgen jener Zeit. „Dialoglastig“, wie John Brosnan meint, ist der Film ebenfalls nicht. Zwar disku­tieren in zwei längeren Szenen die auf der Venus gelandeten Kosmonauten beim Lagerfeuer an der Küste eines Mee­res über die Möglichkeit, dass es auf dem Planeten einst intelligentes, vom Mars eingewandertes Leben gegeben ha­ben könnte. Das mag Unfug sein, da nichts davon wissenschaftlich fundiert ist, aber diese Dialoge bieten immerhin altbekannte fantastische Spekulationen, denen jeder Science-Fiction-Fan Interesse schenken dürfte. Auch die übrigen Dialoge sind nirgendwo überflüssig – sie sind alle unmittelbar und sinnvoll auf die Handlung bezogen.

Szenenfoto aus dem Film "Planet der Stürme" (Planeta Bur, UdSSR 1962)
Odyssee in einer romantischen, zerklüfteten Venuslandschaft

Die wahren Qualitäten von Planet der Stürme, darüber sind sich alle Kritiker einig, liegen in den gelungenen Bühnen­bildern und Modellbauten für die Raumschiffe und Fahrzeuge sowie in den fantasievoll arrangierten Szenerien auf der Venus, die dem Planeten eine wahrhaft fremdartige und unheimliche Atmosphäre verleihen, ohne ihn zu fremdartig, bizarr und fantastisch wirken zu lassen. Die Venus als ein ferner planetarer Ort gewinnt hier eine weitaus größere Glaubwürdigkeit als etwa in der ostdeutsch-polnischen Produktion Der schweigende Stern (1960), wo die Raumfahrer eine Venus betreten, die vollständig auf den Studiobühnen der DEFA in Babelsberg gebaut und mit einkopierten orangenen Wolkenschwaden komplettiert wurde. Kluschanzews Filmteam drehte sämtliche Venusszenen im Freien in einer schroffen Steinwüste (von der ich gern wüsste, wo sie liegt). Die Produktionsdesigner staffierten die natürliche Szenerie mit künstlichen Pflanzen und Bäumen in knalligen Farben aus, die hier und da zwischen den Steinen empor­wachsen, und gaukelten auf diese Art und Weise mit geringen Mitteln effektiv eine fremdartige, außerirdische Fauna vor. Angereichert wird diese unheimlich-schö­ne Venus mit malerischen Momenten am steinigen Ufer eines Venus­meeres, über dessen Horizont die Kosmonauten die Sonne untergehen sehen – und dabei an die ferne Heimat, die Erde, denken.

 

In der vielleicht atmosphärischsten und schönsten Einstellung balancieren die Kosmonauten über einen langen Baum­stamm, den der Roboter John über eine tiefe, schroffe Schlucht gelegt hat – ein Bild, das unmittelbar an eine ganz ähnliche Szene in dem Stummfilmklassiker Die verlorene Welt (1925) denken lässt. John spielt dazu auf Anweisung Kerns zur Aufmunterung „ihr Lieblingsstück“, ein leichtfüßiger, amerikanischer Swing-Foxtrott. An Die verlorene Welt fühlt man sich auch in der Szene erinnert, in der die Kosmonauten in größerer Entfernung einen ausgewachsenen Brontosaurus auf einer Bergkuppe stehen sehen, den Kluschanzew mittels der altbewährten Stop-Motion-Technik animieren ließ. Die sehr effektiv gestalteten Unterwasserszenen schließlich, in denen die Kosmonauten am Grund des Venusmeeres durch eine üppige Flora und Fauna stapfen und schließlich die Mauern einer untergegangenen Stadt entdecken, atmen regelrechte Jules-Verne-Romantik.

Szenenfoto Hovercar aus "Planet der Stürme" (Planeta Bur, UdSSR 1962)
Die Kosmonauten in ihrem mit modischen Heckflossen ausgestatteten Flugauto

Selbstredend hat die hier präsentierte Venus nicht viel mit den höllischen Bedingungen der realen Venus gemein – abgesehen von der steinigen Wüstenlandschaft –, aber das ist für die Fiktion des Films unerheblich. Anno 1962 wusste man über die realen Bedingungen auf der Venus noch sehr wenig. In der Realität war es tatsächlich die Sowjetunion, die die Venusforschung in den Sechzigerjahren intensiv vorangetrieben hatte. Die russischen Versuche, die Venus mit Raumsonden zu erkunden, trugen allerdings erst ab 1967 mit den ersten geglückten Venera-Missionen nennenswerte Früchte. Die ersten Fotos von der Venusoberfläche wurden sogar erst im Oktober 1975 vom Lander der Venera 9-Mis­sion übermittelt.

 

Die Space Operas der Fünfziger- und Sechzigerjahre haben kaum je auf einen Roboter verzichtet, und Planet der Stür­me macht da keine Ausnahme. Der Roboter „John“ ist nicht annähernd so symphatisch wie sein Vater im Geiste, Robby aus Alarm im Weltall (1956), und auch sein massiges, kantiges Design ist nicht sehr elegant. John wird im Film häufig als praktisches Werkzeug eingesetzt, etwa, wenn er seinen Körper als Seilwinde einsetzt, um einen Baumstamm umzu­legen, oder wenn er die erkrankten Kosmonauten Kern und „Wanja“ Schtscherba auf Funkanweisung hin mit lebens­rettenden Pillen füttert. John spricht mit schleppend-mechanischer, tonloser Stimme und neigt dazu, alles in Zahlen zu quantifizieren. Eine künstliche Intelligenz mit einem unabhängigen Bewusstsein ist er nicht, und eigentümlicherweise ist er widersprüchlich programmiert: An Bord der Wega kommt er noch kühl kalkulierend zu dem Schluss, dass es vernünftig wäre, wenn er selbst beim Rückstart der Kosmonauten von der Venus auf dem Planeten zurückbliebe, da die Treibstoffreserven nicht reichen würden, um sein Gewicht mitzuführen. Als er aber später im Lavastrom stehend erkennt, dass die Lava ihn zu zerstören droht, ist er ohne zu zögern bereit, die auf seinen Schultern sitzenden Kosmo­nauten abzuwerfen und zu töten, um sich selbst zu retten. Offensichtlich hat John noch nichts von den Asimovschen Robotergesetzen gehört (die ihrerseits allerdings eh längst als unsinnig entlarvt sind).

Roboter John im Film "Planet der Stürme" (Planeta Bur, UdSSR 1962)
Funktional, robust, eben typisch russisch – Der Roboter John an Bord der Wega

Dümmlich ist der Subplot von Mascha: In langen Szenen hadert die Wissenschaftlerin an Bord der Wega mit sich, ob sie entgegen ihrer strikten Befehle auf der Venus landen soll, um ihre Kameraden zu retten – womit sie allerdings die Treibstoffreserven der Wega verschwenden würde, die das Raumschiff für die Rückkehr zur Erde benötigt. Mascha wird hier eigentümlicherweise nicht so stark, rational und fortschrittlich dargestellt, wie Frauen sonst oft in Ostblock-Science-Fiction-Filmen erscheinen. Vielmehr impliziert ihre schmachtende Darstellung, dass ihre Liebe zu „Wanja“ Schtscherba offenbar ihr Urteilsvermögen vernebelt hat, denn es liegt eigentlich klar auf der Hand, dass die Lan­dung der Wega auf der Venus die falsche Entscheidung wäre. Die Krone von Maschas patronisierender Darstellung setzt Kern auf, der ihre Mitteilung, auf der Venus landen zu wollen, lapidar mit männlichem Chauvinismus kommen­tiert: „Sie ist halt eine Frau“.

 

Dass die Kosmonauten auf der Venus auf Dinosaurier stoßen, wirkt bizarr, ist aber vermutlich dem Umstand geschul­det, dass dem Film eine veraltete, bis auf Immanuel Kant (1724–1804) zurückgehende Theorie über die Entwicklung der Planeten zugrunde gelegt wurde: Demnach sind die Planeten umso älter, je weiter sie von der Sonne entfernt sind. Der Mars wird somit als alter, „sterbender“ Planet angesehen, mit einer uralten Zivilisation, die unter der Austrocknung des Planeten leidet; die Venus hingegen ist jünger als die Erde und demgemäß in einem paläologisch noch frühen Ent­wicklungsstadium. Vielleicht ist dieses Bild von der Entwicklung der Planeten auch der Grund dafür, weshalb die Kos­monauten von vornherein davon ausgehen, dass die Trümmer der alten Zivilisation, die sie am Meeresgrund entdeckt haben, von einer eingewanderten Spezies stammen und nicht genuin venusisch sind.

Szenenfoto aus dem Film "Planet der Stürme" (Planeta Bur, UdSSR 1962)
Erst nachdem die Kosmonauten wieder fort sind, zeigt sich eine venusische Sirene

Von Planet der Stürme gibt es verschiedene Schnittfassungen. Die damals in der DDR entstandene deutsche Fassung, die auf der DVD von Icestorm im Rahmen der „Science-Fiction-Klassiker“-Reihe erschienen ist, ist etwa sechs Minuten kürzer als die russische Originalfassung. Es fehlen meist unerhebliche kurze Szenen wie etwa jene, in der Mascha an Bord der Wega in der Schwerelosigkeit hin- und herschwebt. Der gravierendste Cut betrifft das Filmende: So fehlt in der deutschen Fassung die letzte Einstellung, in der nach dem Rückstart der Kosmonauten die Kamera über die Venus­landschaft fährt und schließlich auf eine Wasserlache zuhält, in der sich die Gestalt einer weiß gekleideten Venusierin spiegelt, die die Arme zum Himmel reckt. Die Einstellung liefert die Erklärung für die mysteriösen Sirenengesänge, die die Kosmonauten auf der Venus gehört haben; warum sie in der DDR geschnitten wurde, ist schleierhaft.

 

Für den amerikanischen Markt hatte Billigfilmer Roger Corman (geb. 1926) den Film erworben. Er ließ den Streifen vom Regisseur Curtis Harrington (1926–2007) bearbeiten, der sich hinter dem Pseudonym „John Sebastian“ verbarg. Harring­ton schnitt den Film um und fügte eine Handvoll neu gedrehter Szenen mit Basil Rathbone (1892–1967) und Faith Do­mergue (1924–1999) hinzu, die einige Szenen mit den originalen Schauspielern ersetzten. Zudem wurden einige Szenen aus dem russischen Science-Fiction-Film Der Himmel ruft (1960) verwendet, den Roger Corman ebenfalls für die Ver­wertung auf dem US-Markt eingekauft hatte. In der US-Synchronisation erhielten sämtliche Darsteller amerikanische Namen, sodass die russische Herkunft des Films so gut es ging verschleiert wurde. Der Plot des Originals blieb im Gro­ßen und Ganzen intakt. Unter dem Titel Voyage to the Prehistoric Planet (1965) wurde der Film ohne Umwege an das Fernsehen verscherbelt. Eine lesenswerte Rezension dieses Films hat Reinhard Prahl auf seiner Webseite Great Sci-Fi verfasst.

 

Drei Jahre später verwurstete Corman das russische Material aus Planet der Stürme noch einmal. Diesmal betraute er den Filmkritiker Peter Bogdanovich (geb. 1939) mit dem Job, für den der Film die erste Regiearbeit darstellte (und die er wie Harrington unter einem Pseudonym, „Derek Thomas“, ausführte). Dieser zweite Film mit dem denk­würdigen Titel Voyage to the Planet of Prehistoric Women (1968) erzählt eine vom Original stärker abweichende Ge­schichte, in der die Raumfahrer auf leicht bekleidete Venusierinnen stoßen. Bei den nach bewährtem Rezept neu ge­drehten und eingeschnittenen Szenen spielte unter anderem die Sexbombe Mamie Van Doren (geb. 1931) mit. Auch dieser Film wurde direkt für das Fernsehen produziert.

 

 

 

© Michael Haul; veröffentlicht auf Astron Alpha am 30. Dezember 2016