Flash Gordon Conquers the Universe (USA 1940)
Kinoserial, 12 Episoden von jeweils ca. 19 Minuten, insgesamt ca. 245 Min., Schwarzweiß. Späterer TV-Titel: Space Soldiers Conquer the Universe
Regie: Ford Beebe, Ray Taylor
Drehbuch: George H. Plympton, Basil Dickey und Barry Shipman, nach dem Comicstrip Flash Gordon (1934) von Alex Raymond
Darsteller: Larry „Buster“ Crabbe (Flash Gordon), Carol Hughes (Dale Arden), Frank Shannon (Dr. Zarkov), Charles Middleton (Kaiser Ming), Anne Gwynne (Sonja), Shirley Deane (Prinzessin Aura), Roland Drew (Prinz Barin), Lee Powell (Roka), Michael Mark (Professor Karm) u. a.
Produzent: Henry MacRae
Company: Universal Pictures
Premiere: 9. März 1940 (USA)
Auf der Erde sterben die Menschen scharenweise an einer mysteriösen Ansteckungskrankheit, dem Purple Death, der seinen Namen dem Umstand verdankt, dass sich auf der Stirn eines jeden Opfers ein purpurroter Fleck bildet. Flash Gordon, Dale Arden und Dr. Zarkov stellen fest, dass die Seuche von einem Raumschiff von Mongo verursacht wurde, das einen infektösen Staub in den oberen Schichten der Erdatmosphäre versprüht hat. Offensichtlich hat der finstere Kaiser Ming, der Herrscher von Mongo, eine neue Waffe entwickeln lassen, um mit ihr die Erdbevölkerung zu vernichten. Sofort brechen Flash, Dale und Zarkov mit einem Raketenschiff nach Mongo auf, wo sie von ihrem alten Gefährten Barin, inzwischen Regent des Waldlandes Arboria, und seiner Gemahlin Aura aufgenommen werden. Gemeinsam mit Barin und Roka, einem treuen Gefährten Barins, macht sich das Team auf den Weg nach Norden ins eisige Bergland Frigia, um dort das seltene Mineral Polarit zu beschaffen, die einzige Substanz, die den Purple Death-Staub in der Erdatmosphäre neutralisieren könnte. Ming jedoch hat von Flash Gordons Anwesenheit auf Mongo erfahren und schickt seine Raumschiffe nach Frigia, um seinen Widersacher ein für alle Mal vernichten zu lassen . . .
Doom of the Dictator: Mings Ende und Flash Gordons letztes Kinoserial
Flash Gordon Conquers the Universe (1940) war nach Flash Gordon (1936) und Flash Gordon’s Trip to Mars (1938) das dritte und letzte der Flash-Gordon-Serials. Die Hauptrolle bekleidete erneut der athletisch und blendend aussehende Larry „Buster“ Crabbe (1908–1983), die Idealbesetzung für den Weltraumhelden. Crabbe hatte zwischenzeitlich die Hauptrolle in dem 12-teiligen Science-Fiction-Serial Buck Rogers (1939) gespielt und schlüpfte anschließend hier noch einmal in seine alte Flash-Gordon-Rolle. Auch Frank Shannon (1874–1959) als Dr. Zarkov und der unvergleichliche Charles Middleton (1874–1949) als “Ming the Merciless” sind wie in den beiden vorherigen Flash-Gordon-Serials wieder mit von der Partie. Die übrigen etablierten Rollen wurden dagegen leider von neuen Darstellern übernommen: Jean Rogers (1916–1991), die bisher Dale Arden gespielt hatte, war nicht mehr verfügbar (sie stand inzwischen bei 20th Century Fox unter Vertrag) und wurde von der dunkelhaarigen Carol Hughes (1910–1995) ersetzt, während Priscilla Lawson (1914–1958), die bisher Prinzessin Aura als dunkelhaarige, orientalische Schönheit gespielt hatte, von der blonden, adretten und etwas blassen Shirley Deane (1913–1983) abgelöst wurde. Und auch die Rolle des Prinz Barin, bisher erinnerungswürdig von Richard Alexander (1902–1989) mit korpulenter Statur und sanfter Stimme gemimt, ging an einen neuen Schauspieler, Roland Drew (1900–1988), der deutlich schlanker, schneidiger und forscher ist; von allen Neubesetzungen wirkt er am unglücklichsten gewählt.
Erfreuliche Neuzugänge sind hingegen Anne Gwynne (1918–2003) als durchtriebene Sonja, die Ming in die Hände spielt, und Lee Powell (1908–1944) als Flashs heldenhafter Helfer Roka. Bemerkenswert ist schließlich noch Michael Mark (1886–1975) in der Rolle des von Kaiser Ming unterjochten Wissenschaftlers Karm. Eingefleischte Fans werden ihn aus einer Reihe von Horror- und Science-Fiction-Filme wiedererkannt haben; so spielte er in James Whales Frankenstein (1931) und in einer Reihe weiterer Frankenstein-Filme von Universal kleinere Nebenrollen und in Roger Cormans The Wasp Woman (1959) den irregeleiteten Wissenschaftler, der Susan Cabot (1927–1986) zur Verwandlung in eine Wespenfrau verhilft.
Alle drei Flash-Gordon-Serials gelten zu Recht als herausragende Klassiker, sowohl in Hinblick auf die Geschichte der Science-Fiction und der Etablierung der Space Fantasy im Kino als auch in Hinblick auf die Gattung der Serials selbst. Die Flash-Gordon-Serials mussten zwar wie alle Serials mit sehr begrenzten Mitteln auskommen, die nicht an-nähernd an die Budgets großer, starbesetzter Filme heranreichten; sie griffen wie alle Serials auf den Kostüm-, Requi-siten- und Bühnenfundus der Filmstudios zurück und verließen sich auf den häufigen Einsatz von stock footages. Aller-dings war zumindest das erste Flash-Gordon-Serial im Vergleich zu den konkurrierenden Produktionen das teuerste und aufwendigste Serial aller Zeiten, wovon auch die beiden folgenden Serials profitierten. Darüber hinaus waren alle drei Serials ästhetisch und narrativ von herausragender Qualität (dazu habe ich mehr in meinem Artikel zum ersten Serial Flash Gordon geschrieben). Das Budget für Flash Gordon Conquers the Universe (1940) betrug mit 177.000 Dollar weniger als die Hälfte der Kosten für das erste Serial und fiel geringfügig günstiger als das zweite Serial aus.
Unter Film- und Genre-Kritikern herrscht die Meinung vor, dass das letzte auch das schwächste der drei Flash-Gordon-Serials sei. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen. Es mag wohl sein, dass vor allem in den ersten Episoden Charles Middleton etwas matter und schwerfälliger wirkt und damit das Gefühl vermittelt, als sei er inzwischen seiner Rolle als Ming überdrüssig gewesen, wie manche Kritiker vermutet haben. Zudem sind die Neubesetzungen, wie bereits erwähnt, nicht immer glücklich ausgefallen, und es fehlen hier wie schon in Flash Gordonʼs Trip to Mars die mythologische Unmittelbarkeit und die erotische Dynamik, die das erste Flash-Gordon-Serial so entwaffnend schwungvoll gemacht haben. Dale Arden hat hier, im dritten Serial, wirklich nicht mehr zu tun als das damsel in distress zu spielen, das von Flash gerettet werden muss. Sie ist im Gegensatz zu Jean Rogersʼ energischer und lebendiger Dale Arden nur noch passive Dekoration und greift nirgendwo mehr selbst in das Geschehen ein. Auch wirkt die Verwendung der weltberühmten symphonischen Dichtung Les Préludes von Franz Liszt (1811–1886) als Musikuntermalung etwas zu pompös und unangemessen. Aber davon abgesehen funktioniert das Rezept der beiden vorigen Serials auch in Flash Gordon Conquers the Universe hervorragend: exotische, fantasievolle Schauplätze, ein halsbrecherisches Tempo, sich überstürzende Action, zahlreiche Wendungen im Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Antagonisten und – nicht zu vergessen – haarsträubende, dramatische Cliffhanger, die den Zuschauer wirklich jedesmal an die Angel kriegen.
Zudem wurden die Schauwerte angereichert. Vor allem die Kostüme wirken hier üppiger. Prinz Barins Volk von Arboria hat seine Kostüme und auch die auf einem bewaldeten Felsen aufragende Burg offenbar aus einer alten Robin-Hood-Verfilmung ausgeborgt. Mings Thronsaal ist jetzt ein pompöser, hoch aufragender Ballsaal, in dem ein großer Hofstaat samt orientalischer Bauchtänzerin versammelt ist. Ming selbst trägt jetzt eine weiße, mit prächtigen Orden und Prunkwaffen ausstaffierte Uniform wie ein österreichischer Kaiser und wirkt damit weit weniger orientalisch als zuvor. Und auch Flash selbst läuft nicht mehr mit nacktem Oberkörper zu seinen Heldentaten, sondern trägt über weite Strecken des Serials eine schneidige Parade-Uniform. Es gibt eine Menge neuer Spezialeffektszenen mit den space ships von Zarkov und Ming zu bewundern, bis hin zu spektakulären dog fights, in denen sich mehrere Schiffe gegenseitig mit leuchtenden Projektilen beschießen. Effekttechnisch sind diese Szenen zwar so primitiv wie eh und je, doch gehört das längst zum typischen Stil der Flash-Gordon-Serials – es macht auf jeden Fall Spaß wie eh und je.
Schön sind auch eine Reihe weiterer fantasievoller Ideen, beispielsweise das leicht entzündliche Fire Metal, mit dem Ming Arboria beschießen will, oder der langsam auf den angeketteten Zarkov zukriechende Death Ray, der unweigerlich an eine ähnliche Szene in dem James-Bond-Streifen Goldfinger (1964) denken lässt. Schließlich sind die wie Felsen aussehenden Rock Men aus dem Land of the Dead eine besondere Erwähnung wert. Sie sprechen eine andere, unverständliche Sprache – die tatsächlich gewöhnliches, rückwärts abgespieltes Englisch ist. Nur gut, dass Dr. Zarkov dieser Sprache dennoch mächtig ist, weil sie, wie er erklärt, einst auch auf der Erde in der Wüste Gobi gesprochen worden sei!
Dramatisch sind vor allem die Episoden gelungen, die sich um die Expedition von Flash und seinen Freunden in das eisige Gebirgsland von Frigia drehen. Hier wurden sehr geschickt alpine Szenen von Klettertouren und mächtigen Lawinenabgängen aus dem deutschen Stummfilm Die weiße Hölle von Pitz Palü (1929) von Arnold Fanck und Georg Wilhelm Pabst eingeschnitten. Der absolute Knaller aber sind die Mechanical Men, die Ming in Frigia gegen Flash und seine Freunde einsetzen lässt (gegen Ende von Episode 3): ihre silbrigen Kostüme mit den kantigen Papphelmen und langen, spitzen Fingern, vor allem aber ihre eckigen Roboterbewegungen, untermalt mit scheppernden Blechgeräuschen, sind einfach göttlich! Diese Roboter sind nicht nur vollständig ferngesteuert, sie sind zudem auch Walking Bombs, die auf Funkbefehl hin einfach explodieren können.
In der letzten Episode “Doom of the Dictator” kommt es schließlich zum dramatischen Showdown. Nachdem Ming in diktatorischem Wahn deklamiert hat: “I am the universe!”, gelingt es Flash, den in einem Turm seines Palastes eingeschlossenen Ming in einer großen Explosion zu töten, indem er das Solarite Ship Z-O in den Turm hineinfliegen lässt. Zarkov ehrt Flash am Ende mit den Worten: “Flash Gordon conquers the universe – and saves the Earth!”
Mings Tod blieb unwiderruflich: Nach Flash Gordon Conquers the Universe verschwand Flash Gordon aus dem Serial-Vorprogramm der Lichtspielhäuser. Freilich blieb er in den weiterhin erscheinenden Flash-Gordon-Comics quicklebendig. Die Versuche, Flash Gordon in Film und Fernsehen wiederzubeleben, waren dagegen bisher von wenig Erfolg gekrönt. Die kurzlebige TV-Serie Flash Gordon (1954) mit Steve Holland in der Hauptrolle wird von den meisten Fans als bestenfalls mittelmäßig erachtet. Ihr gelang es genausowenig wie Dino de Laurentiis pompösem, quietschbuntem Kinofilm Flash Gordon (1980), den unschuldig-naiven Charme und die temporeiche Lebendigkeit der originalen Serials einzufangen. Neben der Sexfilm-Parodie Flesh Gordon (1974) von Howard Ziehm und Michael Benveniste gab es noch die wenig beachteten animierten TV-Serien Flash Gordon (1979–1982; 32 Episoden) und Flash Gordon (1996; 26 Episoden) und schließlich die von Anfang an stark kritisierte Live-Action-TV-Serie Flash Gordon (2007) mit Eric Johnson in der Hauptrolle, die den klassischen Erzählstoff vielfach „modernisierte“ – genauer gesagt: verschlimmbesserte. Nach nur einer Staffel wurde die Serie wieder eingestellt.
Seit mehreren Jahren kursierten in der Filmindustrie immer wieder wechselnde Gerüchte, dass ein neuer Flash-Gordon-Kinofilm geplant sei. Seit 2015 schwirren Meldungen durchs Internet, dass nunmehr der Produzent und Regisseur Matthew Vaughn (geb. 1971) für 20th Century Fox ernsthafte Planungen für eine Neuverfilmung von Flash Gordon in Angriff genommen habe. Als Drehbuchautoren wurden bisher J. D. Payne und Patrick McKay, Mit-Autoren vom vermurksten Star Trek: Beyond (2016), und Mark Protosevich, Autor von Poseidon (2006) und Mit-Autor vom Will-Smith-Vehikel I Am Legend (2007) und von Thor (2011), gehandelt. Ob dieses Projekt aber auch wirklich gefilmt werden und in die Kinos kommen wird, steht allerdings, wie so oft bei derartigen Hollywood-Gerüchten, in den Sternen.
© Michael Haul; veröffentlicht auf Astron Alpha am 20. März 2017
Szenenfotos © Universal Pictures