The Atomic Submarine (USA 1959)
Regie: Spencer Gordon Bennet
Drehbuch: Orville H. Hampton, nach einer Story von Jack Rabin und Irving Block
Kamera: Gilbert Warrenton; Musik: Alexander Laszlo
Darsteller: Arthur Franz (Lt. Comdr. Richard “Reef” Holloway), Brett Halsey (Dr. Carl Neilsen), Dick Foran (Comdr. Dan Wendover), Tom Conway (Sir Ian Hunt), Paul Dubov (Lt. Dave Milburn), Victor Varconi (Dr. Clifford Kent), Bob Steele (CPO “Griff” Griffin), Joi Lansing (Julie), Pat Michaels (Erzähler), John Hilliard (Stimme des Alien) u. a.
Produzenten: Alex Gordon; Henry Schrage (Ko-Produzent)
Companies: Gorham Productions für Allied Artists Pictures
Laufzeit: 72 Minuten; Schwarzweiß
Premiere: 29. November 1959 (USA); 17. Juli 1963 (Deutschland)
Im Nordpolarmeer häufen sich mysteriöse Schiffsunglücke, bei denen Passagierschiffe und U-Boote mit Mann und Maus untergehen. Das Pentagon schickt das mit Atomwaffen bestückte U-Boot Tiger Shark unter Commander Dan Wendover und Lieutenant Commander Richard Holloway aus, um das Rätsel aufzuklären. Die Crew entdeckt, dass die havarierten Schiffe von einer tauchfähigen fliegenden Untertasse mittels starker elektrischer Entladungen versenkt wurden und die Untertasse sich in den Meerestiefen der Arktis aufhält, um von Zeit zu Zeit am magnetischen Nordpol seine magnetischen Energiereserven aufzuladen. Nach einer wochenlangen Verfolgungsfahrt gelingt es der Tiger Shark schließlich, das UFO zu rammen. Der Bug des U-Bootes verkeilt sich jedoch in der Außenhülle des UFOs, und beide Fahrzeuge sinken auf den Meeresboden herab.
Holloway dringt mit einem Team in das UFO ein, um von Inneren her das eigene Schiff mit Schneidbrennern zu befreien. Dabei stoßen sie im Zentrum des UFOs auf eine außerirdische Kreatur mit einem Zyklopenauge und zuckenden Tentakeln, die telepathisch mit Holloway in Kontakt tritt. Der Alien erklärt, dass er von seiner Spezies als Späher ausgeschickt wurde, um nach einer geeigneten Welt zu suchen, auf der sich die Aliens ansiedeln könnten . . .
Geduldsprobe unter arktischem Packeis
Auf U-17 ist die Hölle los hat nicht nur einen selten dämlichen deutschen Verleihtitel (der nichtssagende Originaltitel The Atomic Submarine ist kaum besser) – der hölzerne, über weite Strecken stinklangweilige Low-Budget-Streifen hat auch sonst nur wenig zu bieten. Dass die Story und die Spezialeffekte von Jack Rabin (1914–1987) und Irving Block (1910–1986) stammen, lässt zunächst auf ein munteres Science-Fiction-Abenteuer hoffen. Rabin und Block waren in den Fünfzigerjahren profilierte Spezialeffekte-Tüftler und die treibenden Kräfte in zahlreichen Science-Fiction-Billigheimern – gemeinsam hatten sie schon an so kurzweiligen Filmen wie Flight to Mars (1951) oder Kronos (1957) gearbeitet, und Block genießt darüber hinaus den Ruhm, den großartigen Klassiker Alarm im Weltall (1956) mit aus der Taufe gehoben zu haben. Mit Hauptdarsteller Arthur Franz (1920–2006), bekannt aus Flight to Mars, Invasion vom Mars (1953) oder Der Schrecken schleicht durch die Nacht (1958), ist zudem ein gern gesehener Genrestar an Bord.
Doch leider erfüllen sich die frohen Erwartungen nicht. Rabins und Blocks U-Boot- und UFO-Miniaturen, offenbar nur wenige Zentimeter groß, wirken wie Kinderspielzeug, die künstlichen Unterwasserklippen sehen aus, als seien sie im heimischen Hobby-Aquarium gefilmt worden, und der passable Science-Fiction-Plot wird vom dümmlichen Drehbuch von Orville H. Hampton fast völlig verschenkt. Ärgerliche, weit klaffende Logiklöcher lassen die Show fast auseinanderfallen. Warum zum Beispiel versenkt das heimlich sich auf der Erde aufhaltende UFO reihenweise Schiffe, obwohl es damit zwangsläufig Aufmerksamkeit auf sich zieht? Was hat es mit dem ominösen 100-Meilen-Kreis rund um den Nordpol auf sich, auf dessen exakter Linie das UFO die Schiffe vernichtet? Weshalb schauen sich Holloway und seine Männer nicht zuerst einmal um, nachdem sie das Innere des UFOs betreten haben, und versuchen, ihren außerirdischen Gegner ausfindig zu machen? Warum diskutiert der Alien lang und breit mit Holloway? Weshalb ist der Alien nicht in der Lage, Holloway (der als Forschungsobjekt seziert werden soll – was auch sonst) zu überwältigen, nachdem er drei von Holloways Männern bereits getötet hat? Warum gelingt es Holloway, den Alien mit einem schlichten Pistolenschuss ins Auge abzuwehren? Um all diese Fragen scherte sich Orville H. Hampton keinen Deut.
Die Archivaufnahmen von der Arktis, von U-Booten und von Schiffsunglücken sind recht geschickt integriert und auch nicht zu zahlreich, doch die ständige Erzählerstimme, die im reißerischen Stil eines Wochenschau-Sprechers das Geschehen und das Vorgehen der U-Boot-Crew schildert, wird zu massiv eingesetzt – offenbar zum Ausgleich mangelnder Action, denn über weite Strecken des Films geschieht kaum etwas. Hampton versäumt es sogar, eine weibliche Hauptrolle einzuführen, was mit dem gängigen Mittel der adretten Wissenschaftlerin auch an Bord eines militärischen U-Bootes problemlos möglich gewesen wäre. Die Wissenschaftler, die auf Befehl des Pentagon auf der Tiger Shark mitfahren, sind stattdessen beide Männer (gespielt von einem sichtlich amüsierten Tom Conway, der nur mit Mühe eine ernste Mine bewahrt, und von Victor Varconi).
Die Regie des Films ist ausgesprochen behäbig. Das verwundert, wenn man sich vor Augen führt, dass Regisseur Spencer Gordon Bennet (1893–1987) zuvor zahlreiche Kinoserials gedreht hat – darunter The Purple Monster Strikes (1945), Batman and Robin (1949) und Atom Man vs. Superman (1950) –, die von flottem Tempo gekennzeichnet sind. Aber das ereignislos vor sich hindümpelnde Drehbuch und die uninteressanten Scherenschnittfiguren gaben Bennet offenbar zuwenig Möglichkeiten, Schwung in den Film zu bringen.
Es gibt indes auch ein paar positive Momente, die jedoch auf die wenigen Szenen im Inneren des UFOs gegen Ende des Films beschränkt sind. Der zyklopische, haarige Außerirdische mit seinen zuckenden Tentakeln ist erfrischend fremdartig und bizarr; lediglich sein übergroßes Auge blickt zu treuherzig drein. Entfernt ähnelt er dem Xenomorphen aus Jack Arnolds Gefahr aus dem Weltall (1953). Der Alien war eine Handpuppe, die um den Arm von Jack Rabin modelliert wurde. Während Rabin den Alien „spielte“, wurden die um seinen Ellenbogen drapierten Tentakeln mit Fäden animiert. Produzent Alex Gordon (1922–2003) fand den Alien lachhaft und wollte ihn am liebsten verwerfen, aber das Studio Allied Artist bestand mit Nachdruck darauf, dass das Monster im Film verbleibt – zum Glück. Der Alien ist ein Telepath – ein stereotypischer Zug von Außerirdischen, der gleichwohl immer wieder aufs Neue fasziniert. Grotesk ist dagegen die Aussage, dass das UFO aus lebenden Zellen besteht, denn es sieht ganz und gar nicht organisch aus, sondern wirkt wie eine schlichte metallische Konstruktion.
Das Innere des UFOs ist eine einzige schwarze Weite; in einer Einstellung sind kristallförmige seltsame Objekte zu sehen (Miniaturen, die in die Szene gemattet wurden). Damit bleibt das UFO mysteriös und unbestimmt, und die Schwärze entpuppt sich als erstaunlich effektiv. Tricktechnisch und maskenbildnerisch effektvoll sind auch die grausigen Tode zweier Crewmitglieder im UFO: Sie sind plötzlich hellen Strahlen ausgesetzt, unter denen sie schreiend zerschmelzen.
Interessant ist der Disput zwischen dem schneidigen Offizier Holloway und dem jungen Pazifisten Dr. Carl Neilsen (Brett Halsey), dem „missratenen“ Sohn eines alten Offizierskameraden von Holloway. Holloways aggressive Abneigung gegen Neilsen kompromittiert den Macho in Uniform beinahe als eisenfressenden Militaristen und wirft ein überraschend mildes Licht auf Neilsens Ideale. Hier werden, man glaubt es kaum, tatsächlich feine Haarrisse im ideologischen Panzer des Kalten Krieges sichtbar, und das flammende Streitgespräch, in dem Holloway und Neilsen ihre Positionen verteidigen, ist außergewöhnlich klug geschrieben. Leider wird das Thema aber später nicht mehr weiterverfolgt – im Gegenteil. Nachdem Holloway mit dem Abschuss des UFOs die Erde gerettet hat, sieht Neilsen die Notwendigkeit einer schlagkräftigen Armee ein und ordnet sich Holloway kleinlaut unter, und Holloway akzeptiert den Geläuterten gönnerhaft als neuen Freund.
Viele Kritiker haben Auf U-17 ist die Hölle los als martialische Propaganda für die US-Marine und die Atombombe gegeißelt, ein gewiss gerechtfertigter, allerdings auch recht polemischer Vorwurf, der alle übrigen Aspekten des Films nicht in den Blick nimmt. Andere hingegen haben den Film überraschend positiv bewertet. Phil Hardys Science Fiction Filmenzyklopädie schreibt dem Film „Charme“ zu (S. 207), Richard Scheib nennt ihn auf seiner Website Moria „erstaunlich gut“, und selbst Bill Warren, der die Schwächen des Films schonungslos benennt, meint, dass ihm „eine gewisse seltsame Sympathie“ eignet (Keep Watching the Skies!, S. 62). Für meine Begriffe ist der Film schlichtweg zu steif, zu handlungsarm und zu langweilig, um mich diesen milden Urteilen anschließen zu können. Die Szenen an Bord des UFOs – die eigentlichen Science-Fiction-Elemente – sind spannend und interessant, doch reichen sie nicht aus, um den Film insgesamt zu retten.
© Michael Haul; veröffentlicht auf Astron Alpha am 18. August 2017
Szenenfotos © Allied Artists