Science-Fiction-Roman. 1951 als Romanheft erstveröffentlicht von World Editions, New York („Galaxy Science Fiction Novel No. 6“). Die bisher einzige deutschsprachige (und stark gekürzte) Ausgabe erschien unter dem Titel Das Erbe der Hölle im April 1959 als Romanheft im Moewig-Verlag, München (Terra Sonderband Nr. 14; Übersetzung von Rainer Eisfeld). Hier vorliegend ist die Erstauflage von World Editions. Softcover, 160 Seiten.
In ferner Zukunft erforschen irdische Wissenschaftler im Asteroidengürtel jenseits der Marsbahn die Relikte einer untergegangenen außerirdischen Zivilisation. Eines Tages stoßen sie im Inneren eines Asteroiden auf einen gigantischen, kristallartigen, pechschwarzen Artefakt, dessen blanke Facetten sich mit keiner Methode durchleuchten oder ankratzen lassen. Der Artefakt wird an Bord des Forschungsschiffes Lavoisier und später auf die Erde gebracht. Weitere Untersuchungen offenbaren eine Inschrift auf der Außenhülle, die sich erst entschlüsselt, als der Physiker Delmar Underwood die Idee hat, dass die Inschrift statt Sprache vielmehr mathematische Integrale und Differentiale ausdrücken könnte. Die Wellen, die sie beschreiben, erweisen sich als Schlüssel: Nachdem die Wissenschaftler den Artefakt mit der entsprechenden Strahlung beschossen haben, öffnet sich sein Inneres.
Im Artefakt müssen die Forscher weitere Inschriften entziffern, bis es ihnen gelingt, die innerste Kammer zu öffnen. In ihr befindet sich ein Würfel, der ein seltsames Protoplasma enthält. Eine beigegebene Inschrift erklärt, dass es sich dabei um die Essenz einer Person namens Demarzule, „den Großen“, handelt, der sich vor dem Untergang seiner Zivilisation als ihr letzter Herrscher konservieren ließ. Die Inschrift bittet die Entdecker darum, Demarzule mit den im Artefakt enthaltenen Gerätschaften wieder zum Leben zu erwecken, und lockt mit mächtigem, weit fortgeschrittenem Wissen, das Demazule zu bieten habe.
Während die Wissenschaftler noch abwägen, ob sie den Alien, der seit etwa 500.000 Jahren in dem Artefakt eingeschlossen war, wirklich ins Leben zurückholen sollen, entwickelt sich auf der Erde rasch ein bizarrer Kult um ihn: Die Menschen hoffen, in Demarzule einen Heilsbringer und Sinnstifter zu finden, der sie in eine leuchtende Zukunft führen wird. Durch die massive politische Einflussnahme der sogenannten „Jünger“ Demarzules werden die Wissenschaftler schließlich zur Wiedererweckung des Aliens gezwungen. Das erweist sich allerdings als Fehler: Kaum wieder erwacht, übernimmt Demarzule mit seinen telepathischen Kräften die Menschheit, um sie zu seiner Armee zu machen und mit ihrer Hilfe das gesamte Weltall zu unterwerfen. Nur Delmar Underwood und einer Handvoll getreuer Wissenschaftler gelingt es, mit der Lavoisier Hals über Kopf in den interstellaren Raum zu flüchten, um auf eine Möglichkeit zu sinnen, Demarzule wieder zu entmachten . . .
Ein bombastisches First-Contact-Abenteuer
Der amerikanische Science-Fiction-Autor Raymond F. Jones (1915–1994) ist Genrefans vor allem für seinen Roman This Island Earth (1952) bekannt, der literarischen Vorlage für den gleichnamigen Spielfilmklassiker von 1955, einem der spektakulärsten Science-Fiction-Filme der Fünfzigerjahre. Jones hat jedoch noch eine Menge weiterer Romane, Novellen und Kurzgeschichten verfasst, die bemerkenswert clever und unterhaltsam geschrieben sind – und auch heute noch zu fesseln vermögen (mehr zu Jones’ Biografie siehe hier).
Die meisten von Raymond F. Jones’ Erzählungen sind solide Pulp-SF, die in den Vierziger-, Fünfziger- und Sechzigerjahren in Magazinen wie Astounding, Galaxy oder Thrilling Wonder Stories erschienen sind. In den actionreichen Abenteuern, die zum Teil aberwitzige Kapriolen schlagen, tummeln sich hartgesottene, unbeirrbare Helden, die sich in Konflikten um grenzenlos machtvolle Supertechnologien behaupten müssen. Öfters hinzugemischt finden sich auch Anklänge an populäre, moderne Mythen à la H. Rider Haggards She (1887) oder Edgar Rice Burroughs Barsoom-Romanen. Ähnlich „pulpig“ wie Jones’ kürzere Erzählungen sind auch seine Romane. Allerdings – und das hebt ihn von vielen anderen Pulp-Autoren deutlich ab – war Jones ein großartiger Erzähler mit einem glasklaren, ansprechenden Stil, lebhaftem Ideenreichtum und einer angenehmen humanistischen Grundhaltung, die seine Helden trotz aller eisenharter Entschlossenheit menschlich und symphatisch machte und die unnachgiebig immer wieder die Frage stellte, ob und wie es der Menschheit gelingen kann, über ihre niedrigen gewalttätigen Instinkte hinauszuwachsen und die zerstörerischen Potenziale ihres rasanten technischen Fortschritts zu kontrollieren.
The Alien war nach Renaissance (1944) der zweite Roman von Raymond F. Jones. Auch in ihm dreht sich die Fabel im Kern um das Problem der Unmündigkeit des Menschen, jenes raumfahrenden Steinzeitgeschöpfs, das kaum den Höhlen entwachsen ist. Der Roman ist eine Mischung aus Hard-SF und klassischer Space Opera, die eine halbe Million Jahre in die Vergangenheit und bis zu 90 Millionen Lichtjahre weit in den Raum ausgreift. Die Ausganssituation ist überraschend pessimistisch: In der Zukunft, die Jones nicht näher datiert, allerdings wohl mindestens zwei Jahrhunderte fern sein müsste, haben die industriellen Technologien die meisten Menschen von jeglicher Arbeit und Verantwortung entbunden, doch statt dass die Erde damit zu einem lichten Utopia geworden wäre, herrscht auf ihr das Age of Disillusion. Infolge von übersättigtem Luxus und zuviel sinnentleerter Freizeit greift in der ziel- und orientierungslosen Bevölkerung eine manische Hysterie um sich, die sogenannte Howling Craze, die oft in massiven Unruhen und Gewalttaten umschlägt. Schwache Regierungen kommen und gehen, die staatliche Macht ist fast völlig zerbröckelt.
Die Wissenschaftler, die Jones ein gehöriges Stück weit zum aufgeklärten, vorbildhaften Menschentypus von morgen stilisiert, sind mehrheitlich angewidert von der verwirrten Masse der Menschheit auf der Erde und sind mit ihren Forschungsprojekten entweder in die Wissenschaftlerkolonien in den Sümpfen der Venus oder auf Raumschiffe ins interplanetare All geflohen. Auch der Physiker Delmar Underwood ist ins Exil der Wissenschaftler gegangen und hat sich im Asteroidengürtel der archäologischen Erforschung einer untergegangenen Spezies angeschlossen, deren Relikte bereits über 80 Jahre zuvor entdeckt worden waren. Jones greift hier gleich zwei Hypothesen über das Sonnensystem auf, die inzwischen veraltet sind, Mitte des 20. Jahrhunderts aber noch aktuell waren: Zum einen die Vorstellung von einer exotischen, schwülen Dschungellandschaft auf der Venus (zuerst 1918 vom schwedischen Chemiker Svanté August Arrhenius formuliert), zum anderen die Idee, dass die Asteroiden zwischen der Mars- und der Jupiterumlaufbahn die Trümmer eines einstmals dort kreisenden Planeten sein könnten. In The Alien liegt die Zerstörung dieses Planeten, der offenbar die Heimat der untergegangenen Spezies gewesen war, erst läppische 500.000 Jahre zurück.
Nachdem Delmar Underwood und seine Wissenschaftler in einem Asteroiden einen mysteriösen, riesigen Artefakt entdeckt haben – welcher Leser wird bei dem schwarzen Ding nicht an Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum (1968) erinnert? –, wird das wissenschaftliche Vorgehen bei der Untersuchung des Funds interessant und glaubwürdig geschildert. Anfangs trotzt der Artefakt dabei allen Untersuchungsmethoden. Es ist der Physiker Underwood, nicht etwa einer der Philologen, dem die entscheidende Idee bei der Entzifferung der einzigen Inschrift auf der Außenseite des Objekts einschießt: Mathematik statt Sprache. Dass ein entscheidender Durchbuch oft erst gelingt, wenn der Forschende in eine völlig andere Richtung denkt, ist mit diesem Detail sehr schön eingefangen. Jones liefert hier kristallklare Hard-SF, verquickt mit den Themen des First Contact durch ein fremdartiges Objekt und der guten alten Weltraumarchäologie, der Erforschung einer bereits vor Jahrhunderttausenden untergegangenen außerirdischen Spezies. Der spannende Kitzel entsteht allein durch die schrittweise Auflösung des wissenschaftlichen Rätsels, vor das sich die Protagonisten gestellt sehen. Die Differentiale und Integrale, die die Inschrift auf dem Artefakt enthält, fügen sich zur Beschreibung einer bislang unbekannten Strahlung, die der Schlüssel für den Artefakt darstellt und für deren Erzeugung erst ein entsprechender Generator gebaut werden muss. Das Prinzip einer außerirdischen Bauanleitung, das den Beginn von Jones’ nächstem Roman This Island Earth trägt, hat der Autor also bereits hier angewendet.
Nachdem sich der Artefakt geöffnet hat, müssen die Wissenschaftler wie bei der aufregenden Erforschung eines altägyptischen Pharaonengrabs mehrere Korridore und Hallen durchschreiten und schließlich eine weitere Inschrift entziffern, um in die innerste Kammer vorzudringen. Diese enthält den Würfel mit Demarzules Protoplasma – und eine beigefügte Inschrift, in der sich Demarzule gebieterisch als „der Große“ bezeichnet und zu seiner Wiederbelebung aufruft (S. 35f.). Demarzule war offenbar fremd auf dem Planeten, der einst zwischen Mars und Jupiter kreiste, denn wie sich durch historische Aufzeichnungen im Artefakt herausstellt, stammen er und der Artefakt von einem Planeten namens „Sirenia“, der in einer fernen Galaxis liegt. Jones spielt hier unverhohlen auf den antiken Sirenenmythos an, denn so wie einst die todbringenden Sirenen auf ihrem mittelmeerischen Felsen mit unendlicher Weisheit ihre Opfer zu sich lockten – und vernichteten –, so lockt auch Demarzule seine Wiedererwecker mit unermesslichem Wissen, das eine bessere Zukunft verheißt.
Die Forscher sind sich uneins: Einige hegen die Befürchtung, dass die Wiederbelebung des Aliens gleichsam die Büchse der Pandora öffnen und ungeahnte Gefahren heraufbeschwören könnte. Auf der Erde beginnen derweil immer mehr Menschen, den schlafenden Alien als neuen, machtvollen Sinnstifter und de facto als neuen Gott zu verehren. In einer interessanten Szene benennt der Philologe Dr. Dreyer das Problem der unmündigen Geisteshaltung, die dahintersteckt: Die Menschen hätten sich seit jeher immer wieder nach einem starken Anführer gesehnt, der sie paradiesischen Zeiten entgegenführen würde – und hätten wieder und wieder das enttäuschende Scheitern ihrer Anführer erleben müssen. Für Underwood ist das ein Grund zu resignieren (vgl. S. 48f.):
„And so the Age of Disillusion“, said Underwood bitterly.
„But disillusion is a healthy thing. It leads to reality.“
„How can you call this healthy?“ Underwood demanded. „Men believe in nothing. They have lost faith in life itself.“
„Faith in life? I wonder what that means“ said Dreyer, musingly. „Watch your extensions, Dr. Underwood.“
Underwood flushed, recalling Illia’s remark that Dreyer would tear off every other word and throw it back at him. „All right, then. There are no governments, no leaders, no religions to lean upon in times of need, because men have no confidence in such sources.“
„All of which is a sign that they are approaching a stage in which they will no longer need such support. And, like a baby in his first steps, they stumble and fall. They get bruised and cry, as I detect that many of our scientists have done, else they would not have run away to Venus and other places.“
Ein klares, radikal aufklärerisches Denken findet hier Ausdruck. Jones sieht in der Überwindung wirklich aller übergeordneter Autoritäten – Regierungen, Anführer, Religionen – die einzige Möglichkeit, eine höhere, humanere und friedvollere Stufe der zivilisatorischen Entwicklung zu erreichen. Zumindest stellt er diesen Standpunkt hier zur Diskussion. Gepaart ist diese Auffassung mit der Forderung, jeden Menschen zu einem gebildeten, kritisch abwägenden und selbstverantwortlichen Wesen zu erziehen. Das Vorbild für diesen neuen Menschen sieht Raymond F. Jones in den Wissenschaftlern, die seiner Ansicht nach zu allen Zeiten die Speerspitze nicht nur des technischen, sondern auch des aufklärerischen Fortschritts gebildet hatten, der das Denken und die Mentalität von alten, autoritären Fesseln befreite. Philosophische Denker, klassische Aufklärer wie Immanuel Kant etwa, finden dagegen bei Jones nirgends Erwähnung. Ausdruck verschafft sich Jones’ Hochachtung des aufklärerischen Wissenschaftlers auch im Namen des Forschungsschiffs Lavoisier, das nach dem französischen Wissenschaftler und Mitbegründer der modernen Chemie Antoine Laurent de Lavoisier (1743–1794) benannt ist. Lavoisier war ein außergewöhnlich begabter und aufgeklärter Geist, der jedoch als Nutznießer staatlicher Pfründe vom Revolutionstribunal auf der Guilloutine hingerichtet wurde. Die Nachwelt hat später seinem Richter den Ausspruch in den Mund gelegt: „Die Republik braucht weder Wissenschaftler noch Chemiker“. Diese Anekdote zitiert Raymond F. Jones selbst im Vorwort zu seinem Roman The Year the Stardust Fell (1958), wo er mit Nachdruck den fortschrittlichen Einfluss der Wissenschaften auf die Entwicklung der Menschheit ehrt.
Nachdem die Wissenschaftler den Alien wieder zum Leben erweckt haben, nimmt der Roman kräftig Tempo auf und explodiert förmlich in einem bombastischen, martialischen Weltraumabenteuer. Demarzule – der übrigens humanoide Gestalt hat – reißt mittels seiner telepathischen Kräfte sofort die Herrschaft über die gesamte Menschheit an sich, die er zu seinen Gedankensklaven macht, um mit ihrer Hilfe nichts weniger als das gesamte Weltall zu erobern. Der Plot wird ab diesem Punkt sehr pulpig. Orgiastisch schwelgt er im Trivialen: Da erscheinen große Schlachtschiffe, die sich im interstellaren All angreifen und zerschießen, ein Planet, dessen gesamte Oberfläche von Demarzules Flotte mit Energiestrahlen verwüstet wird, eine wilde Schießerei an Bord eines Raumschiffs und ein mit Psi-Kräften ausgefochtenes Duell auf Leben und Tod. Doch der Roman erzählt das alles extrem rasant und mit einer erfreulichen sprachlichen Anschaulichkeit und Geschliffenheit, sodass man unweigerlich gespannt bleibt und bestens unterhalten wird.
Underwood flieht mit seinen Wissenschaftlern mit der Lavoisier von der Erde, um den Planeten Dragbora aufzusuchen. Die Dragboraner hatten vor 500.000 Jahren die eroberungslüsternen Sirenier mit einer mysteriösen Wunderwaffe besiegt und vernichtet. Nur der sirenische Herrscher Demarzule war damals auf den fünften Planeten im Solsystem entkommen. Zwar wurde der Planet bald darauf auch von den Dragboranern in Stücke geschossen, Demarzule jedoch hatte sich rechtzeitig in seinem Artefakt retten können. Underwoods Wissenschaftler, aus heiterem Himmel zu unerschrockenen Kampfschweinen mutiert, hoffen, auf Dragbora die rettende Wunderwaffe von damals zu finden.
Die Grundlagen, auf denen der Plot bislang aufbaute, werden nunmehr unversehends missachtet – worin für mich das größte Manko des Romans liegt. Zunächst schien es, als sei die Menschheit noch nie aus dem Sonnensystem herausgekommen. Plötzlich ist die Lavoisier aber in der Lage, 90 Millionen Lichtjahre (!) in eine ferne Galaxis zurückzulegen – wobei die Zeitdilatation und die relativistische Raumzeit genausowenig eine Rolle spielen wie das Antriebssystem des Schiffes. Wenn aber die Menschheit bereits seit Längerem die intergalaktische Raumfahrt beherrscht, stellt sich natürlich die Frage, weshalb sie offenbar noch nie auf andere außerirdische lebende Spezies gestoßen ist. In dem Fall hätte der geheimnisumwitterte Alien im Artefakt nämlich niemals die Sensation darstellen können, zu der er auf der Erde noch vor seiner Wiedererweckung geworden war.
Die Lavoisier findet den fernen Planeten Dragbora verlassen vor, doch auf Dragboras Mond leben vergessene und in eine rückständige Kulturstufe zurückgefallene Abkömmlinge der dragboranischen Spezies mit ähnlichen telepathischen Fähigkeiten wie die Sirenier. Die Wissenschaftler lernen den Mondbewohner Jandro kennen und erfahren nach und nach, dass die immensen telepathischen Kräfte der Dragboraner aus drei Organen, die sogenannten abasa, entstammen, die auf Dragboras Mond für heilig erachtet werden. Die Psychokräfte der abasa stellten auch die mysteriöse Wunderwaffe der Dragboraner dar, denn mit ihnen konnten sie in die Gehirne ihrer Feinde eindringen und sie innerlich vernichten.
Delmar Underwood setzt eine wahnwitzige Idee in die Tat um: Mithilfe seiner Freundin Illia Morov, einer Chirurgin, lässt er sich selbst die abasa in sein Gehirn einpflanzen und gewinnt damit die dragboranischen Psychokräfte, die ihn zur finalen Psi-Schlacht gegen Demarzule befähigen. Underwood ist nunmehr ein künstlicher Mutant. Als er später mit Illia über die Gründung einer Familie redet und sie darum bittet, ihm die abasa wieder aus seinem Gehirn zu entfernen, weigert sie sich, weil sie der Meinung ist, dass Underwoods Mutation für seine Nachkommenschaft – und im weiteren Sinne für die Evolution der Menschheit – nur gut sein kann. Selbstverständlich ist diese Idee absurd, da die abasa-Organe nicht in Underwoods Genen eingeschrieben, sondern nur implantiert sind. Dennoch drückt sich auch in dieser Eskapade die Beschäftigung mit der Frage aus, wie die nächsthöhere evolutionäre Stufe des Menschen aussehen könnte. Die parapsychologische Erweiterung des Geistes, die die Geisteskräfte mystisch verdinglicht und sie dem inneren Sein aller Dinge angleicht, ist mithin eine Antwort, die die Science-Fiction schon oft versucht hat – und die längst zum Klischee geronnen ist.
The Alien ist kein herausragendes, intellektuell sich irgendwie auszeichnendes Werk. Und im Gegensatz zu Raymond F. Jones’ erstem Roman Renaissance, einem verschachtelten Parallelwelten-Abenteuer, ist der Plot in The Alien sehr geradlinig gestaltet. Dafür ist The Alien stimmungsvoll, hoch dramatisch und überaus spannend geschrieben, sodass die Lektüre von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und ein Hochgenuss für jeden bietet, der in Würde gealterte, schöne, altmodische Science-Fiction liebt.
© Michael Haul; veröffentlicht auf Astron Alpha am 30. Juli 2016
Bildquelle des Venusdschungels ist das Buch Planeten von Carl Sagan und Jonathan Norton Leonard aus der Buchreihe Life Wunder der Wissenschaften, © Time-Life International (Nederland) N. V. 1967, S. 124; Illustration von Paul Calle.