Willkommen auf Astron Alpha – meiner Webseite für Science-Fiction-Besprechungen!
Astron Alpha bietet ausführliche, kritische Rezensionen von Spielfilmen und von Büchern – Romane, Anthologien und Sachbücher – zur Science-Fiction. Anspruchsvolle Meisterwerke des Genres werden ebenso gewürdigt wie einfältige B-Movies oder Unterhaltungsromane, und auch richtig schlechte Trashfilme oder schundige Heftromane werden nicht ausgeklammert. Ein gewisser Schwerpunkt liegt bei meinen Rezensionen auf älteren und entlegeneren Filmen und Büchern. Ich liebe Science-Fiction, aber nerdige Engstirnigkeit liegt mir fern – für mich steht vor allem der sense of wonder und der Unterhaltungswert der Science-Fiction, weniger ihre „Wissenschaftlichkeit“ im Vordergrund. Diese Webseite ist ein privates Hobby von mir, das keinerlei Erwerbsinteressen verfolgt. Sämtliche Artikel habe ich selbst verfasst. Mein Name ist Michael Haul, und wer mehr über mich wissen will, der klicke auf den Menüpunkt Thema oder auch hier.
Allgemein gilt: Meine Besprechungen enthalten in der Regel Spoiler – wer sie vermeiden will, sollte also die Besprechungen erst dann lesen, nachdem er die besprochenen Werke selbst genossen hat. Die Begründung meiner Auffassung zum Spoilerproblem habe ich auf der Thema-Seite dargelegt.
Astron Alpha ist im Januar 2016 an den Start gegangen und wird fortwährend mit neuen Artikeln gefüllt. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!
Alexei Tolstoi: Geheimnisvolle Strahlen (1925/26)
Der sowjetische Schriftsteller Alexei Tostoi (1882–1945), der nach dem Tode von Maxim Gorki zum Vorsitzenden des sowjetischen Schriftstellerverbandes aufstieg und schon oft als „Stalins Hofdichter“ bezeichnet wurde, hat in seiner frühen, vorstalinistischen Karriere nur zwei Science-Fiction-Romane verfasst: Das Marsabenteuer Aëlita (1922/23) und die mad scientist-Räuberpistole Geheimnisvolle Strahlen. Letzterer Roman ist ein durchaus unterhaltsames, mit seiner schrillen Dramatik ziemlich „pulpig“ anmutendes Werk um einen Ingenieur, der eine tödliche Strahlenwaffe entwickelt, um damit die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Kosmitscheski Reis (UdSSR 1936)
Kosmitscheski Reis – Fantastitscheskaja Nowella („Die kosmische Reise – eine fantastische Erzählung“) von Wassili Schurawljow (1904–1987) ist ein sehr unterhaltsamer, bemerkenswerter sowjetischer Science-Fiction-Film aus der Stalin-Ära, voller Fantasie, freudiger Abenteuerlust und eindrucksvoller technologischer Ideen. Der Film wurde vom berühmten Vordenker der Raumfahrt Konstantin Ziolkowski (1857–1935) intensiv beraten und übertrifft in vielen Punkten die wissenschaftliche Genauigkeit von Fritz Langs Frau im Mond (1929). Im Westen ist der Film noch immer weitgehend unbekannt – zu Unrecht, denn er ist überaus sehenswert.
Alastair Reynolds: Chasm City (2001)
Der mit dem British Science Fiction Award ausgezeichnete Roman Chasm City von Alastair Reynolds (geb. 1966) ist der zweite Band seines packenden, weit in Raum und Zeit ausgreifenden Revelation Space-Zyklus. Reynolds ist ein ausgewiesener Meister spannender, einfallsreicher und komplex erzählter Space Operas; das stellt er auch in diesem Werk unter Beweis. Der Hauptstrang der Handlung allerdings, der im 26. Jahrhundert in einer durch eine technologische Katastrophe degenerierten Metropolis auf einem fernen Planeten spielt, ist ein lupenreiner Science-Fiction-Noir-Thriller: düster, fatalistisch, gewalttätig – und sauspannend!
Mit diesem Film versuchten sich die britischen Produzenten Gerry und Sylvia Anderson, die bis dahin nur TV-Science-Fiction-Serien für Kinder mit Marionetten in Modellbau-Bühnenbildern produziert hatten, zum ersten Mal an einem großen Live-Action-Film für ein erwachsenes Kinopublikum. Der Film geriet reichlich melodramatisch und ist mit zu vielen Handlungssträngen vollgestopft, die dann nicht mehr weiterverfolgt werden. Vor allem ist seine Prämisse von einer Spiegel-Erde, die sich stets hinter unserer Sonne verbirgt, völlig absurd. Aber der Film punktet mit erstklassigen Modellbauten und Spezialeffekten von Derek Meddings.
Jack Arnolds vorletzter Science-Fiction-Film nach einem Drehbuch von Bernard C. Schoenfeld, das locker auf einer Story von Tom Filer basiert und an dem Produzent William Alland entscheidend mitgewirkt hat, transportiert eine pazifistische Botschaft gegen die atomare Aufrüstung, die, das sei zugegeben, überaus naiv ist. Dass der Film sich ganz offensichtlich an Kinder richtete, kann da nur zum Teil ent-schuldigend in Rechnung gestellt werden. Die Geschichte um ein außerirdisches, protoplasmisches Wesen, das eine Schar Kinder in seinen telepathischen Bann zieht, wird von Arnold dennoch überaus atmosphärisch und charmant erzählt.
Robert L. Forward: Der Flug der Libelle (1984)
Der amerikanische Physiker und Autor Robert L. Forward (1932–2002) legte mit diesem Buch einen Hard-Science-Fiction-Roman vor, dessen kühne Spekulationen jeden Physik- und Technologie-Nerd erfreuen dürfte. Da gibt es einen Doppelplaneten namens Rochewelt im System von Barnards Stern, dessen Globen extrem eng umeinander rotieren; ein Raumschiff, das mittels eines Sonnensegels und eines energiereichen Laserstrahls zu diesem Doppelplaneten fliegt; eine KI, die aus einer fraktalen Struktur besteht; und sehr originelle, fremdartige Aliens. Die Handlung und die Figuren allerdings bleiben leider ausgesprochen blass.
Phil Hardy (Hrsg.): Die Science Fiction Filmenzyklopädie (1998)
Der britische Musik- und Filmjournalist Phil Hardy (1945–2014) hat als Herausgeber des vierbändigen, mehrfach aktualisierten Werks The Aurum Film Encyclopedia (1983–1998) einen Meilenstein der filmarchäologischen Erschließung mehrerer Filmgenres vorgelegt. Den zweiten Band Science Fiction hat der Heel-Verlag in einem prächtigen, dicken Wälzer von 560 Seiten in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Das Buch bespricht zahllose Science-Fiction-Filme, die chronologisch nach den Jahren ihres Erscheinens angeordnet sind. Das ist nur einer der Gründe, weshalb das Buch auch heute noch ein wertvolles Nachschlagewerk darstellt.
Peter Osteried: Die Filme von Jack Arnold (2012)
Auf über 400 Seiten bietet dieser üppig bebilderte, prachtvoll ausgestattete Hochglanzband ein faszinierendes Kompendium aller Spielfilme, die Jack Arnold (1916–1992) in seiner langen Karriere als Regisseur gedreht hat. Unter Arnolds vielfältigem Werk finden sich nur sechs Science-Fiction-Filme, die alle in den Fünfzigerjahren für Universal-International entstanden, aber es sind natürlich vor allem diese Filme, für die Jack Arnold erinnert und verehrt wird. Sie erhalten dementsprechend auch am meisten Raum in Osterieds Buch, das zwar nicht frei von Fehlern, dennoch aber sehr kompetent recherchiert und hochinformativ ist. Der Band ist ein Fest!
Peter Osteried: Die Filme von Ray Harryhausen (2019)
Der seit über 20 Jahren freischaffende Autor Peter Osteried hat bereits eine beeindruckende Anzahl von Filmbüchern über die verschiedensten Themen veröffentlicht. Sein neuestes Werk Die Filme von Ray Harryhausen begeistert mit einer sehr hochwertigen Aufmachung. Das Buch ist ein großfromatiger, auf Hochglanzpapier gedruckter Band, der überaus reichhaltig mit Aushangfotos, Filmplakaten, Szenen-fotos, Behind-the-Scenes-Fotos und Fotos von den Stars bebildert ist. Darüber hinaus bietet es versierte Texte, die die Produktionsgeschichte der einzelnen Filme erzählen. Nicht frei von Fehlern, aber dennoch hochinformativ und unterhaltsam!
Larry Niven: Ein Mord auf dem Mond (1980)
Larry Niven hat mit seinem sogenannten Known Space eine Zukunftswelt geschaffen, in der er neben seinem Geniestreich Ringwelt (1970) eine enorme Fülle seiner Storys und Romane eingefügt hat. Dazu zählen auch fünf Abenteuer des ARM-Polizeidetektivs Gil Hamilton, von denen Ein Mord auf dem Mond die längste ist. Der Kurzroman ist eine ziemlich blasse Kriminalstory, die im Jahre 2126 auf dem Mond spielt, ohne nennenswerte Höhen und Tiefen dahinplätschert und einige unglaubwürdige Prämissen auffährt. Schade, denn von Larry Niven ist man sonst Interessanteres gewohnt.
Brandon Q. Morris: Enceladus (2017)
Der studierte Physiker, Journalist und Sachbuchautor Matthias Matting (geb. 1966) hat mit Enceladus unter seinem Pseudonym Brandon Q. Morris einen lupenreinen, soliden Hard-SF-Roman vorgelegt, der den ersten Band seiner „Eismonde“-Tetralogie darstellt. Eine Raumsonde entdeckt in den Eisgeysiren des Saturnmondes Enceladus eindeutige Spuren von Leben, woraufhin im Jahre 2046 eine sechsköpfige Crew auf die über ein Jahr dauernde Reise zum Saturn geschickt wird, um die Entdeckung zu überprüfen. Der Roman ist spannend und sehr kurzweilig, aber auch ziemlich trocken erzählt. Schickes, modernes Sci-Fi-Lesefutter!
Buck Rogers, neben Flash Gordon der wohl populärste Weltraum-Actionheld aus der Ära vor Krieg der Sterne, erlebte in diesem von Universal produzierten Film nach vielen Jahrzehnten seine Auferstehung auf der großen Leinwand. Eigentlich der Pilotfilm zu einer TV-Serie, die es auf zwei Staffeln brachte, wurde er ähnlich wie der Pilotfilm der gleichzeitig produzierten TV-Serie Kampfstern Galactica zuerst im Kino veröffentlicht. Der Streifen bietet ein munteres, futuristisches Action-Abenteuer im All mit einer spannenden Story, tollen Darstellern und überzeugenden visuellen Effekten. Und er prunkt mit dem herrlichen Kolorit der Disco-Ära . . .
Der tschechische Regisseur und Trickfilmer Karel Zeman (1910–1989) hat eine ganze Reihe bezaubernder fantastischer Filme gedreht, von denen viele auf Motiven von Jules Verne basieren und der berühmteste wohl Die Erfindung des Verderbens (1958) ist. Mit Auf dem Kometen schuf er eine filmische Adaption von Jules Vernes Roman Hector Servadac (1977), die wie Zemans andere Filme einen besonderen nostalgischen Charme entfaltet. Der Komet, auf den im Jahre 1888 französische Kolonialtruppen verschlagen werden, ist eine fantastische Welt, auf der sogar Dinosaurier leben. Seltsamerweise sind die Soldaten davon kaum beeindruckt.
Paul Verhoevens Science-Fiction-Actioner, basierend auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick, ist ein rabiat-brutales, schießwütiges und comichaft überzogenes Starvehikel für Arnold Schwarzenegger, der maßgeblich die Produktion des Films angeschoben hatte. Aber entgegen vieler Kritiker von damals und heute halte ich den Film seiner literarischen Quelle weit überlegen; neben allem Radau bietet der Film ein cleveres Spiel mit den Realitätsebenen, das er für den Zuschauer nie auflöst, sondern im Gegenteil ständig auf die Spitze treibt. Auch tricktechnisch weiß das Abenteuer auf dem Mars zu überzeugen.
Kim Stanley Robinson: Blauer Mars (1996)
Nach den ersten beiden Bänden Roter Mars (1992) und Grüner Mars (1993) ist Blauer Mars (1996) der Schluss der Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson (geb. 1952). Die Erzählung umfasst hier etwa 100 Jahre – vom frühen 22. bis ins frühe 23. Jahrhun-dert – und präsentiert dem Leser einen Mars, der sich gegen Ende dieser Zeit massiv verwandelt hat. Der Planet ist inzwischen weitgehend terraformt und weist Ozeane, Seen und eine vielfältige Flora und Fauna auf. Insgesamt ist Robinsons Mars-Trilogie eine unerträglich langweilige, zähe Lektüre, ohne Spannungsbögen und voller soziologischer Lachhaftigkeiten. Blauer Mars bildet dabei den Tiefpunkt.
Kim Stanley Robinson: Grüner Mars (1993)
Mit Grüner Mars setzte Kim Stanley Robinson (geb. 1952) seine monumentale Mars-trilogie, die er mit Roter Mars (1992) begann, fort; ihren Abschluss fand die Trilogie mit dem Band Blauer Mars (1996). Die Kritikpunkte, die ich in meiner Besprechung zu Roter Mars angesprochen habe, müssen leider auch der Fortsetzung entgegen-gehalten werden. Das grundlegendste Problem betrifft den Umfang des Romans. Kim Stanley Robinson ist definitiv kein Romancier vom Kaliber eines Leo Tolstoi oder J. R. R. Tolkien, und so quält sich der zweite Teil seines Epos über die Kolonisa-tion und das Terraforming des Mars über 900 Seiten spannungsarm dahin.
Kim Stanley Robinson: Roter Mars (1992)
Roter Mars ist der Auftakt der Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson (geb. 1952), die mit den Romanen Grüner Mars (1993) und Blauer Mars (1996) fortgesetzt wurde. Die Mars-Trilogie ist das mit Abstand berühmteste Werk des amerikanischen Science-Fiction-Autors. Sie fand seinerzeit viel Lob bei den Kritikern und wurde mit zahlreichen Ehrungen überhäuft. Aber auch zu Recht? Robinson bemüht sich hier, eine wissenschaftlich möglichst akkurate und glaubwürdige Saga von der Kolonisation des Mars zu erzählen, aber leider ist das Werk weder in wissenschaft-licher noch in erzählerischer Hinsicht geglückt. Vor allem ist es stinklangweilig.
Dieser big bug movie von Gordon Douglas (1907–1993) ist der erste, der mutierte, ins Gigantische gewachsene Krabbelviecher wie Ameisen, Spinnen oder Heuschrecken auf die Leinwand brachte, und trat gemeinsam mit dem 1952 wiederaufgeführten King Kong und die weiße Frau (1933) und Panik in New York (1953) eine Welle von Monsterfilmen los, die erst Ende der Fünfzigerjahre wieder abebben sollte. Für meine Begriffe nicht ganz so effektiv wie Jack Arnolds Tarantula (1955), ist Formicula dennoch ein packender, sehr gut gemachter Monsterstreifen um Riesenameisen, die infolge von Atombombentests entstanden sind.
Plan 9 aus dem Weltall (USA 1959)
Der billig zusammengewurschtelte Streifen vom glücklosen Filmemacher Edward D. Wood Jr. (1924–1978) gilt seit Jahrzehnten als der „schlechteste Film aller Zeiten“, sozusagen als der Citizen Kane des Trashs. Das ist natürlich Unsinn, denn so unterirdisch miserabel das Machwerk auch in jeder Hinsicht ist, gibt es doch zahllose Trashfilme, die noch grottiger und vor allem weitaus weniger unterhaltsamer sind als diese dummdreiste Perle filmischen Unvermögens. Was an dem Film indes wirklich erstaunt, ist sein unbehaglicher Zynismus: Es gibt kaum eine krassere Demonstration dessen, was beschämend schlechte Sci-Fi-Filme kennzeichnet.
David Michael Petrou: So entstand Superman, der Film (1979)
Im Zuge des Medien- und Marketinghypes, der die Premiere von Richard Donners Blockbuster Superman (1978) flankierte, wurde auch dieses Taschenbuch über die Entstehung und Dreharbeiten des Films veröffentlicht. Der Autor David Michael Petrou wurde von den Produzenten extra für drei Jahre engagiert, um die Dreharbeiten zu begleiten und dieses Buch zu schreiben. Petrou war sehr eng in die Filmcrew eingebunden (sodass Richard Donner ihm sogar eine kleine Minirolle in Superman gab) und erhielt so unmittelbare Einblicke und Interviews mit den Stars an den Sets. Ein tolles, unterhaltsames, immer noch informatives Buch!
Die Frauen von Stepford (USA 2004)
Knapp 30 Jahre nach der Originalverfilmung von Bryan Forbes wagte sich Frank Oz an ein Remake des feministischen Klassikers nach einem Roman von Ira Levin (1929–2007) – und machte aus dem unbehaglichen, sozialsatirischen Thrillerstoff eine fürchterlich überdrehte, lärmige Komödie. Satirisch findet der Film nirgends eine überzeugende Stoßrichtung, und im ungelenken Bemühen, das Thema des Geschlechterkampfes zeitgemäß anzufassen, setzt sich der Film selbst dem Verdacht aus, sexistische Auffassungen gegen Karrierefrauen zu hegen. Ein unausgegorener, missratener und kaum zu ertragener Rohrkrepierer.
Die Frauen von Stepford (USA 1975)
Bryan Forbes’ beunruhigender Science-Fiction-Thriller ist eine bittere Sozialsatire, die mit ihrer Thematisierung der Geschlechterrollen und der Bewegung der Frauenbefreiung in den Siebzigerjahren mitten ins Schwarze traf. Das Ideal der Vollzeit-Hausfrau und Mutter war nach wie vor die soziale Norm, in der sich viele Frauen gefangen sahen. Hier gehen die männlichen Spießer des wohlhabenden Ostküstenstädtchens Stepford so weit, ihre Frauen durch optisch verschönerte Roboter zu ersetzen, die ihnen im Haushalt und im Ehebett perfekte Dienerinnen sind. Immer noch sehr sehenswert und um Klassen besser als das Remake.
Forrest J. Ackerman’s World of Science Fiction (1997)
Forrest J. Ackerman (1916–2008) war der wohl berühmteste Science-Fiction-Fan und -Sammler aller Zeiten und Länder, ein begeisterter Leser der frühen Science-Fiction-Pulps wie Amazing Stories oder Astounding und eine illustre Persönlichkeit, die seit den frühen Dreißigerjahren das damals entstehende organisierte Fandom entscheidend mitgeprägt hat. Es gibt kaum einen großen Namen in der Sci-Fi-Szene, den er nicht persönlich kannte. Sein reichhaltig bebilderter, prächtiger Band Forrest J. Ackerman’s World of Science Fiction ist mehr als nur ein Bilderbuch: Es bietet einen sehr unterhaltsamen, persönlichen Streifzug durch das Genre.
Von Kellar: Invasion aus dem Weltraum (1953)
In den Fünfzigerjahren wurde Science-Fiction in Deutschland bekanntlich vor allem in Groschenheften oder gebundenen Leihbüchern veröffentlicht. Dieser Roman war im März 1954 das erste Heft der Utopia Großband-Reihe, die es bis 1963 auf immerhin 204 Ausgaben brachte. Meistenteils brachte die Reihe stark gekürzte und auch im Text oft großzügig geänderte Versionen amerikanischer Originalromane heraus. Invasion aus dem Weltraum (das englische Original Tri-Planet erschien 1953 bei Curtis Warren, London) war allerdings kein guter Start – der Roman ist ein besonders übles, militantes und schundiges Machwerk. Schade.
Alexei Tolstoi: Aëlita (1922/23)
Der russische Schriftsteller Alexei Tolstoi (1882–1945) ist vor allem für seine märchenhafte Pinocchio-Figur „Burattino“ und seine historischen Romane wie die unvollendete Trilogie Peter der Erste (1929–1945) bekannt. Mit Aëlita hat Tolstoi jedoch auch einen Science-Fiction-Roman verfasst, den Jakow Protasanow (1881–1945) ein Jahr später als Vorlage für einen Stummfilm verwendete und der heute als der erste Science-Fiction-Film der Sowjetunion gilt. Aëlita ist ein Staunen erweckendes Marsabenteuer, aber auch eine Parabel auf die Oktoberrevolution, deren politische Haltung nach wie vor nicht leicht zu interpretieren ist.
Das grüne Blut der Dämonen (GB 1967)
Nachdem die Hammer Film Productions bereits die ersten beiden Quatermass-TV-Serien von Autor Nigel Kneale erfolgreich adaptiert hatten, drehten sie mit zehnjähriger Verspätung schließlich auch einen Kinofilm von der dritten Quatermass-Serie – diesmal in Farbe. Die konfuse Story wartet mit nichts Geringerem als einer „rationalen“ Erklärung für den Glauben an den Teufel, okkulte Phänomene und die Präsenz des Bösen im Menschen auf: All dies sei vor Jahrmillionen mit Marsianern auf die Erde gelangt, die unseren Vorfahren diese Dinge erst eingeimpft hätten. Leider entwickelt der Film nicht die Kraft seiner beiden Vorgänger.
Fred Hoyle/Geoffrey Hoyle: Raketen auf Ursa Major (1969)
Der exzentrische und in der Fachwelt umstrittene englische Astronom, Mathematiker und Naturphilosoph Fred Hoyle (1915–2001) hat neben wissenschaftlichen Arbeiten auch einige Science-Fiction-Romane geschrieben, zumeist in Co-Autorenschaft mit seinem Sohn Geoffrey Hoyle (geb. 1941). In der Science-Fiction-Welt haben diese Romane kaum einen Eindruck hinterlassen, wofür die Schnurre Raketen auf Ursa Major eine beredte Erklärung abliefert. Der Roman ist ein kurzweiliges, aber auch ausgesprochen belangloses Pulp-Abenteuer, das eher den Geist der Vierziger- denn der Sechzigerjahre atmet.
Enemy Mine – Geliebter Feind (USA/D 1985)
Exorbitante 25 Millionen Dollar verschlang Wolfgang Petersens opulenter Science-Fiction-Streifen, den er im Anschluss an seinen Erfolg Die unendliche Geschichte (1984) für Hollywood in den Bavaria-Studios bei München und auf Lanzarote drehte. Die Schauwerte der riesigen Sets, der gelungenen Ausstattung und der hervorragenden visuellen Effekte sprechen für sich. Inhaltlich ist der Film mehr als nur eine seelenlose Action-Space-Opera. Ein Mensch und ein Außerirdischer, verfeindete Soldaten in einem interstellaren Krieg, bruchlanden auf einem unwirtlichen Planeten und müssen dort gemeinsam miteinander auskommen. Sehenswert!
Lemmy Caution gegen Alpha 60 (Frankreich/Italien 1965)
Der französische Meisterregisseur Jean-Luc Godard (geb. 1930), Pionier der Nouvelle Vague und steter Vorkämpfer für ungewöhnliche, intellektuell ansprechende, neue Ausdrucksformen des Kinos, drehte mit diesem Sci-Fi-Noir einen wundervoll sperrigen, ebenso poetischen wie an vielen Stellen auch saukomischen Kunstfilm. Godard verzichtet auf tricktechnische Spielereien und persifliert alle Klischees, die er aus den Detektiv- und Science-Fiction-Geschichten der Pulps und Comics hier versammelt hat. Auch heute noch ist der Film eine teils irritierende, teils genüssliche Erfahrung, der allerdings etwas mehr inhaltliche Stringenz gut getan hätte.
Die Erfindung des Verderbens (CSSR 1958)
Mit diesem Film schuf der tschechische Trickfilmer Karel Zeman (1910–1989) ein wundervolles Kleinod, das Zeichentrickelemente und visuelle Effekte nahezu perfekt mit Live-Action-Aufnahmen der Schauspieler vereinigt. Inhaltlich ist der Film eine Adaption des Romans Face Au Drapeau (1896) von Jules Verne (1828–1905). Um die magische Anmutung der klassischen Holzstiche einzufangen, mit denen Vernes Romane illustriert worden waren, kopierte Zeman den typischen Holzstich-Look durchgängig im gesamten Film. Das gelang ihm so außerordentlich gut, dass der Film bis heute zu den besten Jules-Verne-Verfilmungen überhaupt zählt.
King Kong und die weiße Frau war nicht die einzige Spezialeffekte-Extravaganz, die 1933 das amerikanische Kinopublikum zu sehen bekam. Mit Deluge präsentierte RKO Pictures einen Film, der in einer knapp sechs Minuten dauernden Sequenz die völlige Zerstörung New York Citys durch ein Erdbeben und eine gigantische Flutwelle zeigte. Dafür wurde ein ausladendes Modell der Stadt spektakulär zum Einsturz gebracht – eine tricktechnische Meisterleistung! Deluge gilt, von älteren Bibelepen abgesehen, als der erste disaster movie der Kinogeschichte und ist erst 2016 wieder mit seiner originalen Tonspur aus einem Filmarchiv aufgetaucht.
Nach ihrem Kinohit Schock (1955) wollten die Produzenten der englischen Hammer Film Productions möglichst rasch einen entsprechenden Nachfolger nach gleichem Strickmuster. Dafür lieferte Autor Jimmy Sangster (1927–2011) sein erstes von zahlreichen Horrorfilm-Drehbüchern für Hammer ab. Da Nigel Kneale die Verwendung seiner Figur Bernard Quatermass aus Schock versagte, wurde der Wissenschaftler hier kurzerhand in Dr. Adam Royston umgetauft. Der Film hat seine spannenden und auch schauerlichen Momente, doch vom Monster gibt es nur wenig zu sehen, und die Regie von Leslie Norman reicht nicht an Val Guest heran.
Das mindestens 65 Millionen Dollar teure jüngste Remake von Don Siegels Die Dämonischen (1956) fiel bei den Kritikern mehrheitlich durch und erwies sich an den Kinokassen als schlimmer Flop. Für Regisseur Oliver Hirschbiegel (geb. 1957) geriet sein Hollywood-Debut zu einem Desaster; Teile seines Films ließ das Studio nach Fertigstellung von James McTeigue (geb. 1967) nachdrehen. Ich halte die Verrisse gegen den Film insgesamt für zu harsch. Invasion ist ein durchaus effektiver Schocker, und Nicole Kidman und Daniel Craig gefallen in den Hauptrollen. Allerdings bleibt der Film in seinen Aussagen vage, und sein Happy End ist unpassend.
Body Snatchers – Die Körperfresser (USA 1993)
Mit Body Snatchers drehte Regisseur Abel Ferrara (geb. 1951) nach Philip Kaufmans Die Körperfresser kommen (1978) das zweite Remake von Don Siegels klassischem Paranoia-Thriller Die Dämonischen (1956). Statt zu einer Parabel auf die Entfremdung der Menschen im anonymen Großstadtleben machte er den Erzählstoff zu einem effektiven, gewitzten Teenie-Schocker. Hauptfigur ist die schlecht gelaunte Teenagerin Marti (Gabrielle Anwar), die mit ihrer Patchwork-Familie in einer Kaserne in den US-Südstaaten erkennen muss, dass die Soldaten sich nicht nur wegen des Militärdrills völlig gleichgeschaltet verhalten . . .
Die Körperfresser kommen (USA 1978)
Philip Kaufmans Remake von Don Siegels Paranoia-Klassiker Die Dämonischen (1956) ist eine packende Modernisierung des Erzählstoffs, die dank bizarrer Bilder, einer superben Kameraführung, eines frenetischen Soundtracks und sehr guter Spezialeffekte eine beklemmende Atmosphäre und ordentlich Horror entfaltet. Sporen aus dem Weltall wachsen in San Francisco zu Pflanzenschoten heran, aus denen hinwiederum seelenlose, äußerlich perfekte Kopien von Menschen schlüpfen – während ihre „Originale“ zu Staub zerfallen. Donald Sutherland und Brooke Adams kämpfen verzweifelt gegen die Entmenschlichung.
Feinde aus dem Nichts (GB 1957)
Nach dem Erfolg von Schock (1955), ihrem ersten Spielfilm mit dem Wissenschaftler Professor Bernard Quatermass als Hauptfigur, legten die legendären Hammer Film Productions zwei Jahre später dieses Sequel nach, das wie schon der erste Film auf einer TV-Serie von Nigel Kneale und Rudolph Cartier basierte. Feinde aus dem Nichts ist ein brillanter Paranoia-Thriller, in dem Quatermass nach und nach eine feindliche Alienunterwanderung aufdeckt, die bereits bis in die höchsten Kreise der Regierung und Staatsorgane fortgeschritten ist. Der Film ist vielleicht die beste Bearbeitung des Body Snatcher-Themas aus den Fünfzigerjahren.
Mit diesem Science-Fiction-Horrorklassiker stiegen die legendären Hammer Films in die Produktion zahlreicher Horrorfilme ein, von denen viele überaus erfolgreich und stilbildend wurden. Gedreht nach dem von Nigel Kneale (1922–2006) geschriebenen TV-Sechsteiler The Quatermass Experiment (1953), der damals in Großbritannien ein Straßenfeger gewesen war, erzählt der Film vom tragischen Schicksal eines Astronauten, der im All von einer fremden Lebensform infiziert wurde und sich zurück auf der Erde langsam in ein Monster verwandelt. Ein straffer, erstklassiger Science-Fiction-Film mit großartig spielenden Hauptdarstellern.
Im Staub der Sterne (DDR/Rumänien 1976)
Der mit Jana Brejchová, Alfred Struve und Ekkehard Schall (links) hervorragend besetzte Science-Fiction-Streifen von Gottfried Kolditz (1922–1982) erzählt eine plakative Polit-Mär, in der die perfekte kommunistische Gesellschaft der fernen Zukunft auf einem fremden Planeten mit rückständigen kapitalistischen Sklavenhaltern konfrontiert wird. Der Film punktet mit ausgesprochen schrillen Kostümen, bunten Bauten und tollen Schauplätzen, und auch die Story gibt auf den zweiten Blick mehr her als schlichte Propaganda. Leider krankt der „Barbarella-Film der DDR“ aber an seiner geradezu lähmenden, behäbigen Inszenierung.
John Carpenters hemdsärmelige Science-Fiction-Sozialsatire ist ein bissiger Kommentar auf die manipulative, kapitalistische Konsumgesellschaft des Westens und ein klares Statement für das Selbstbewusstsein der verarmten Arbeiterklasse, die im Raubtierkapitalismus der Reagan-Ära zunehmend unter die Räder geriet. Überdies ist der Film eine originelle Variante des altehrwürdigen Themas der Alienunterwanderung. Wrestlingstar Roddy “Rowdy” Piper (1954–2015) und Keith David (geb. 1956) geben zwei raubeinige Malocher, die dem System kräftig in die Eier treten, und B-Film-Star Meg Foster (geb. 1948) ist auch dabei. Ein launiger Streifen!
Phillip P. Peterson: Paradox (2015)
Der preisgekrönte Hard-SF-Roman des deutschen Autors Phillip P. Peterson (geb. 1977) verbindet ein spannendes Raumfahrtabenteuer mit einer kühn ausgemalten Spekulation über das berühmte Fermi-Paradox, die Frage also, weshalb uns die Aliens nicht schon längst besucht haben, wenn es sie denn, wie uns die Evolutionstheorie nahelegt, in großer Anzahl im Universum gibt. Das im Hier und Jetzt angesiedelte Raumfahrtdrama ist erstklassig recherchiert und überaus glaubwürdig und spannend erzählt, während Petersons Lösung des Fermi-Paradox am Ende zwar nicht neu ist, aber doch einen frappierenden Effekt hat. Ein toller Roman!
In seinem letzten Science-Fiction-Roman, den der polnische Autor Stanisław Lem (1921–2006) veröffentlichte, bevor er sich ganz vom Genre abwandte und nur noch dem Verfassen von Essays und philosophischen Schriften widmete, wird von einer interstellaren Mission der Erde zu einem von einer intelligenten Spezies bewohnten Planeten erzählt. Die Menschen wollen mit unseren „Brüdern im All“ Kontakt aufnehmen – und müssen frustriert feststellen, dass sie keineswegs willkommen sind. Leider ist der Roman sehr stark vom Lem-typischen essayistischen Stil geprägt und eine reichlich zähe, behäbige Lektüre.
2001: Odyssee im Weltraum (GB/USA 1968)
Dieses Meisterwerk von Stanley Kubrick (1928–1999), das im vergangenen April das 50-jährige Jubiläum seiner Premiere feierte und zu diesem Anlass auch wieder in mehreren Kinos aufgeführt wurde, ist zweifellos ein Meilenstein des Science-Fiction-Kinos. Viele halten das Epos sogar für den besten Science-Fiction-Film aller Zeiten. Seine beeindruckende tricktechnische Brillanz, seine akribisch realistische Darstellung künftiger Raumfahrt, seine spekulative Kühnheit und vor allem seine überwältigende, opernhafte audiovisuelle Präsenz begeistern noch heute. Ein gigantischer Film.
Liu Cixin: Der dunkle Wald (2008)
Die höchst unterhaltsame chinesische Saga von der drohenden Invasion der Erde durch eine hochentwickelte Spezies aus dem Alpha-Centauri-System geht weiter! Im zweiten Band der „Trisolaris-Trilogie“ tischt uns Liu Cixin (geb. 1963) erneut abgedrehte „wissenschaftliche“ Ideen und knorrige Figuren auf, denen leider allzu oft der moralische Kompass fehlt. Damit bleibt er der Linie des ersten Bandes Die drei Sonnen (2006) treu. Allerdings schaltet Liu hier noch einmal die Gänge hoch und katapultiert den Leser glattweg in eine waschechte Space Opera, die über 200 Jahre in der Zukunft spielt. Eine kurzweilige Fortsetzung!
Jurassic World: Das gefallene Königreich (USA 2018)
Das vierte Sequel zu Steven Spielbergs klassischem Blockbuster Jurassic Park – der mittlere Teil einer geplanten Jurassic World-Trilogie – wurde wie alle seine Vorgänger ein gigantischer Kassenschlager (momentan kratzt er an der Eine-Milliarde-Dollar-Marke bei den weltweiten Einnahmen). Die Kritiken fielen jedoch gegenüber den Bewertungen des Vorgängerfilms Jurassic World (2015) deutlich nüchterner aus. Gewiss, mit der Logik und den Motivationen der Figuren nimmt es das Drehbuch nicht so genau. Dafür lenkt es das Franchise hier allerdings in eine völlig neue Richtung. Und eine mitreißende Actionshow ist der Film allemal!
14 Jahre nach dem letzten Sequel von Steven Spielbergs spektakulärer Dinosaurier-show Jurassic Park (1993), die damals tricktechnische Maßstäbe setzte, kehrte das Franchise doch noch nach langen, fruchtlosen Planungen ins Kino zurück – und wurde mit 1,6 Milliarden Dollar weltweiter Einnahmen prompt ein Megahit (und nach Star Wars – Das Erwachen der Macht der zweiterfolgreichste Film des Jahres 2015). Wider Erwarten gelingt es dem Film, obwohl er im Kern das alte Schema einer gefräßigen Dinosaurierhatz wiederholt, eine Menge neuer Ideen einzubringen – und richtig klasse zu unterhalten!
War der Originalfilm Blob – Schrecken ohne Namen (1958) von Irwin S. Yeaworth Jr. noch ein handzahmer, ja, geradezu artig-braver Gruselfilm, tischte Chuck Russell 30 Jahre später dem Teenager-Publikum ein deftiges Splatter- und Gore-Spektakel auf, das auch heute noch, weitere 30 Jahre später, erstaunlich viel Spaß macht und tricktechnisch noch immer überzeugt. Der Blob aus dem All hat sich hier zu einem höllisch schnellen, gestaltwandlerischen und gerissenen Monster gemausert, vor dem niemand im beschaulichen Städtchen Arbeville sicher ist. Ein launiger Horrorspaß, der seinerzeit unverständlicherweise floppte.
Sky Captain and the World of Tomorrow (USA 2004)
Kerry Conrans rasantes Sci-Fi-Action-Abenteuer ist eine liebevolle Hommage an die Kinoserials, Comics und Pulpmagazine der Dreißiger- und Vierzigerjahre, ein Feuerwerk von Retro-Futurismus, Art déco und Filmzitaten. Damit ist der Film ein Fest für jeden Science-Fiction-Geek und -Nostalgiker. Außergewöhnlich ist seine visuelle Ästhetik: Der Film gilt als der erste Spielfilm, der komplett vor Blue Screens mit einem „digitalen Backlot“ gedreht wurde. An die Comic-Optik, die in zuviel Weichzeichner getränkt ist, muss man sich zwar erst gewöhnen, aber sie bietet eine wirklich außergewöhnliche Welt, die absolut sehenswert ist.